Der Winterneuzugang hat bereits eine bewegte Karriere hinter sich
Zwischen Bremerhaven, der Türkei und den Philippinen – Gerrit Holtmann
Interview von Stephan Köhnlein
Zunächst hat Gerrit Holtmann diese Saison sein Glück in der Türkei probiert. Doch das lief nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. In der Rückrunde soll der 28 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler beim SV Darmstadt 98 zum Klassenerhalt beitragen.
Stephan Köhnlein: Die Leihe zu Antalyaspor
Gerrit Holtmann: Die fünf Monate waren keine einfache Zeit für mich. Ich hatte das Problem, dass ich immer wieder kleinere Verletzungen hatte, weil die dort keine guten Böden hatten. Die Verantwortlichen haben mir gesagt, dass ich öfter verletzt bin, als ich spiele. Als dann noch Fußballabteilungsleiter Nuri Sahin nach Dortmund ging, habe ich gesagt, dass ich gerne den Verein verlassen möchte.
Die Gründe für Darmstadt
Da war zunächst Torsten Lieberknecht, der in meiner Karriere ein sehr wichtiger Trainer war. Und dann kenne ich auch noch einige Jungs wie Braydon Manu aus Braunschweig, Aaron Seydel aus Mainz oder Klaus Gjasula aus Paderborn, mit denen ich gesprochen habe. Die haben alle gesagt, was das hier für ein schöner Verein ist. Zudem habe ich ja auch schon gegen den einen oder anderen gespielt.
Die Stimmung bei den Lilien
Die nehme ich als sehr positiv wahr. Ich denke, dass der Mannschaftsgeist sehr wichtig ist für den Kampf gegen den Abstieg. Es zählen Leidenschaft, Aggressivität, Grasfressen. Natürlich müssen wir die Chancen besser ausspielen. Wenn wir mal einen Dosenöffner haben, dann reicht das auch schon.
Was er der Mannschaft geben kann
Ich glaube, ich bin ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler. In der Kabine bin ich da für die jungen Spieler. Mit 28 habe ich ja schon viel erlebt. Grundsätzlich bin ich eher der Ruhige, der beobachtet. Aber ich kann auch mal etwas sagen. Vor allem möchte den Jungs hier helfen, positiv zu bleiben – mit dem bestmöglichen Ziel Klassenerhalt im Sommer.
Die mangelnde Balance zwischen Offensive und Defensive
Ich kann aus meiner Erfahrung sprechen, dass wir letztes Jahr mit Bochum 70 Gegentore plus hatten und dann trotzdem in der Liga geblieben sind. Es hängt davon ab, wie die Mannschaft im Takt ist. Im vorderen Bereich müssen wir als Erstes verteidigen und dann sofort mit nach hinten arbeiten. Ich denke, da fehlt die Mischung noch. Aber wir kriegen das hin.
Die philippinische Nationalmannschaft
Im März fliege ich wieder hin. Meine Mutter kam vor 35 Jahren nach Deutschland, hat hier gearbeitet, um ihrer Familie auf den Philippinen zu helfen. Vor einigen Jahren ist man an sie herangetreten und hat sie gefragt, ob ich für die Nationalmannschaft spielen kann. Und da habe ich gesagt: Mama, ich spiele für das Land, aus dem du kommst. Und ich möchte auch die Kultur besser kennenlernen. Bislang war ich erst für zwei Spiele dort. Aber das werden noch mehr werden.

Foto: Jan Hübner
Gerrit Holtmann
Gerrit Holtmann kam am 25. März 1995 in Bremerhaven zur Welt. In der Jugend spielte er unter anderem für Werder Bremen. 2014 schloss er sich der 2. Mannschaft von Eintracht Braunschweig an, wo er im April 2015 vom damaligen Coach Torsten Lieberknecht in den Profi-Kader berufen wurde. Zur Saison 2016/17 wechselte er zum 1. FSV Mainz 05. Bei seinem Bundesliga-Debüt bereitete er beim 2:1-Auswärtssieg in Bremen das Mainzer Siegtor vor. Für die Saison 2019/20 wurde zu Bundesligaaufsteiger SC Paderborn 07 ausgeliehen, anschließend ging er zum VfL Bochum. Mit dem VfL schaffte er den Bundesliga-Aufstieg. Das erste Tor für die Bochumer nach der Rückkehr in die Bundesliga erzielte er am 2. Spieltag der Saison 2021/22 gegen seinen Ex-Verein Mainz. Der Treffer nach einem Sololauf wurde zum Tor des Jahres gekürt. Anfang August 2023 ging er als Leihspieler zum türkischen Erstligisten Antalyaspor. Die Leihe wurde im Januar 2024 vorzeitig beendet und Holtmann für die Rückrunde der Saison 2023/24 an die Lilien verliehen.