Das Staatstheater Darmstadt überzeugt mit bester Unterhaltung „Im weißen Rössl“

Um es vorweg zu nehmen:  Wer unter angegriffenen Nerven leidet, dem sei die Inszenierung des Singspiels „Im weißen Rössl“ im Großen Haus am Staatstheater in Darmstadt als Erholungsplatz wärmstens empfohlen.

Die Geschichte- falls nicht hinreichend bekannt – ist schnell erzählt: Der Oberkellner Leopold (Tobias Licht) liebt die Hotelchefin Josepha (Louisa von Spies). Die wiederum hat ein Auge auf den Stammgast und Rechtsanwalt Dr. Siedler (Julian Culemann) geworfen. Die frisch eingetroffenen Gäste aus Berlin, der Trikotfabrikant Giesecke (Jörg Ziernstein) und seine Tochter Ottilie (Franziska Schuster) stehen im Rechtsstreit mit der Konkurrenzfirma Sülzheimer. Es geht um die entscheidende Frage, wer denn nun die Hemdhose mit Verschluss vorne oder hinten zuerst erfunden hat. Leopold verbandelt den Rechtsanwalt mit der Fabrikantentochter und hofft so auf mehr Gehör bei seiner Chefin. Die will jedoch immer noch nichts vom Oberkellner wissen. Leopold verlässt enttäuscht das Weiße Rössl, kehrt nur auf Bitten von Josepha noch einmal zurück, weil der Kaiser – in dieser Inszenierung die Kaiserin (Gabriele Drechsel) – sich angekündigt hat. Und noch mehr Gäste stehen vor der Tür: Der Sohn des Prozessgegners Sigismund Sülzheimer (Stefan Schuster) erscheint, ebenso wie Dr. Hinzelmann (Hubert Schlemmer) mit seiner Tochter Klärchen (Jacky Smit). Sie sorgen für noch mehr vergnügliche Verwirrung auf der Bühne.

Das eher angestaubte Thema der überforderten Hotelchefin und dem verliebten Oberkellner vor idyllischer Alpenkulisse hat Regisseur Philipp Moschitz ordentlich aufpoliert! Da tanzen die Kühe im Kuhstall eine akkurate Choreographie, bevor sie sich zum Melken in Reih‘ und Glied stellen, da sprechen die Schauspieler auf den Punkt genau chorisch und unterstreichen klatschend und rhythmisch perfekt ihren Text. Die Berliner Schnauze von Jörg Ziernstein ist so ohrgefällig, dass man sich fragt, ob er eigene Worte nutzt oder doch den vorgegebenen Text spricht. In der Rolle des Fabrikanten Giesecke wird er jedenfalls nicht müde zu betonen, dass er lieber am Wannsee, als am Wolfgangsee wäre und lieber Berliner Weiße als bayerisches Bier trinkt. Auch die Kostüme sind so einfallsreich und bunt, wie die kleinen Slapstick- und Wortwitzeinlagen im Heuschober am Wolfgangsee.

Mit viel Witz, manchmal klamaukig, ab und zu ein wenig albern, aber immer im perfekten Komödien-Timing, unterhält das Singspiel im Großen Haus über zweieinhalb Stunden das begeisterte Premierenpublikum, das nicht nur einen tosenden und langanhaltenden Schlussapplaus spendiert, sondern schon während des Stückes vergnügte Jubelrufe auf die Bühne schickt.  Sandra Russo

Weitere Vorstellungen 31.3., 5.4., 20.4., 10.5., 16.6. (16 Uhr) & 12.7.24 | jeweils 19.30 Uhr | Großes Haus

Kartenvorverkauf

Eingang Hügelstraße, Höhe Saalbaustraße | Di. – Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr | Tel. 06151 281 1600 | vorverkauf@staatstheater-darmstadt.de | www.staatstheater-darmstadt.de