Alles Licht, das wir nicht sehen

Eine blinde junge Frau zeigt, was in schwersten Zeiten wirklich zählt

Foto: Atsushi Nishijima/Netflix © 2023

Es gibt Bücher, die gelten eigentlich als nicht verfilmbar. Auch das 2015 mit dem renommierten Pulitzer-Preis gekrönte Historiendrama „Alles Licht, das wir nicht sehen“ von Anthony Doerr galt bislang als ein solches Buch: Meisterliche Belletristik zwar – doch nichts für den Film. Es kam anders.

Und dafür sorgte Netflix: Der Streaming-Dienst sicherte sich 2019 die Filmrechte und es sollte vier Jahre dauern, bis die Mini-Serie auf die Bildschirme kam. Regie führte Shawn Levy, der schon die Kult-Serie „Stranger Things“ für Netflix produzierte und allein dafür für Qualität steht. Erzählt wird die Geschichte von Marie-Laure (Aria Mia Loberti), die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in Paris mit ihrem Vater Daniel (Mark Ruffalo) aufwächst. Sie ist seit ihrer Kindheit blind und so bastelt ihr Vater mit viel Liebe Miniaturwelten ihres Pariser Stadtviertels, damit sich seine blinde Tochter sicher fühlt und sich bewegen kann. Maries Vater hütete als Mitarbeiter des Naturkundlichen Museums in Paris einen sagenumwobenen Diamanten, hinter dem die deutschen Besatzer her sind, allen voran der wahnsinnige Nazi-Offizier Reinhold von Rumpel (wie so oft irre: Lars Eidinger). In Marie-Laure lebt trotz aller tragischen Umstände und Kriegstrauma die Hoffnung auf eine bessere Welt – und diese Hoffnung verbreitet sie durch ihre Botschaften über Rundfunkwellen aus einem Kellerverlies heraus. So gerät sie an den deutschen Funker Werner Pfennig (Louis Hofmann, „Dark“), der für die Besatzer arbeitet und fortan an Marie-Laures Seite ist. Wer wofür steht, was in schwersten Zeiten wirklich zählt, ist schon im Buch grandios erzählt. Das gelingt der Verfilmung nicht immer und dennoch ist diese Mini-Serie sehenswert. Das liegt vor allem an der blinden Schauspielerin Aria Mia Loberti, die in der Hauptrolle glänzt und deren Darstellung bleibenden Eindruck hinterlässt. Allein ihr Spiel lohnt diese Serie und auch das preisgekrönte Buch rentiert sich an kalten Abenden in Herbst und Winter.

Alles Licht, das wir nicht sehen | Drama | Netflix, 2023 | Eine Staffel, vier Folgen