Darmstädter Netzwerk für politische Bildung feiert zehnjähriges Bestehen

Neue Frühjahrsreihe 2025: „Weltmacht mit Widersprüchen: Indien“

Das Darmstädter Netzwerk für politische Bildung feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Zum Netzwerk gehören Wissenschaftsstadt Darmstadt, Katholisches Bildungszentrum nr30, Evangelisches Dekanat Darmstadt, AStA der Hochschule Darmstadt, Evangelische Studierendengemeinde, Katholische Hochschulgemeinde, Akademie des Bistums Mainz in Darmstadt und Volkshochschule Darmstadt. Sein Jubiläumsjahr startet das Netzwerk mit der Frühjahrsreihe 2025 zum Thema „Weltmacht mit Widersprüchen: Indien. Zwischen Hindu-Nationalismus und Demokratie, Armut und Hightech, Tradition und Moderne“.

Seit seiner Befreiung von der oft brutal ausgeübten britischen Kolonialherrschaft 1947 hat sich Indien stark verändert. Es gilt heute als Weltmacht mit Widersprüchen: hier Tradition, dort Moderne, einerseits Armut und Slums, andererseits Wohlstand der neuen Superreichen von Mumbai, zum einen Hightech, gut ausgebildete junge Menschen und die größte Demokratie der Welt, zum anderen Kastensystem, die Verletzung von Frauenrechten, religiöse Konflikte zwischen Hindus und Muslimen, einerseits im Inneren eine ausgrenzende hindu-nationalistische Politik unter Premier Narendra Modi, andererseits Versuche, außenpolitisch mehr Einfluss in der Welt zu gewinnen.

Vorträge und Filme zeigen in der Reihe die vielen Gesichter Indiens. Der Eintritt zu den Veranstaltungen, außer zu den Filmen im AlleWeltKino, ist frei, um einen freiwilligen Beitrag wird gebeten.

Zum Auftakt der Reihe kommt die Indien-Historikerin Dr. Maria Framke von der Universität Erfurt mit dem Vortrag „Neuere Geschichte Indiens: Von der britischen Kolonialzeit bis zur Demokratie 2.“ am Dienstag, 22. April, um 19 Uhr, ins Offene Haus, Rheinstraße 31. Der Vortrag widmet sich im Kern der Frage: Wie wurde Indien, was es heute ist? Dies soll durch einen Blick auf die jüngere indische Geschichte vom späten 18. bis ins frühe 21. Jahrhundert geschehen. Es ist ein Vortrag über eine junge Demokratie und eine aufsteigende Weltmacht mit ihren vielfältigen Problemen und Widersprüchen: ein bis heute umkämpftes Projekt. Ursprünlich war die Auftaktveranstatlung für 26.3.25 (Mi.) geplant. Leider war die Referentin zu diesem Termin erkrankt.

Der Berliner Politikwissenschaftler Dr. Christian Wagner von der Stiftung Politik und Wissenschaft spricht am Mittwoch, 28. April 2025, 19 Uhr, im katholischen Bildungszentrum nr30, Nieder-Ramstädter Straße 30, zum Thema „Das neue Indien: Einheit vor Vielfalt“. Er nimmt das aktuelle politische System in den Blick und fragt: Befindet sich das Land auf dem Weg zur Hindu-Nation?

Sein zehnjähriges Bestehen feiert das Darmstädter Netzwerk für politische Bildung mit einem indischen Fest am Freitag, 9. Mai 2025, 19 Uhr, in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG), Alexanderstraße 35. Gemeinsam mit der Dalit Solidarität in Deutschland und der Community Development Society (CDS) aus Anand, Gujarat, ist ein mit Begegnungen, Berichten, Musik, Tänzen, Bildern und Essen geplant.

Es folgt am Mittwoch, 14. Mai 2025, 19 Uhr, im Offenen Haus, Rheinstraße 31, ein Vortrags- und Gesprächsabend zum Thema „Frauen in Indien – weiter widerständig“. Es sprechen Sina Rauch von der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V., Berlin, und live zugeschaltet aus Indien Bishakha Bhanja, Indische National Alliance of Women (NAWO) und Rukmini Rao, Centre for World Solidarity (CWS).

Der Heidelberger Indologe Dr. Anand Mishra hält am Donnerstag, 22. Mai 2025, 19 Uhr, in nr30, Nieder-Ramstädter Str. 30, den Vortrag „Wenn sich Unveränderliches verändert – Einblicke in die heutige Kultur und Religion (Nord-)Indiens“. Er widmet sich dem offenkundig tiefgreifenden Umbruch seines Landes, erörtert aber auch die Art der Veränderungswege.

Zum Abschluss der Reihe spricht Heinrich Rübeling von der Deutsch-Indischen Gesellschaft Darmstadt-Frankfurt e.V. am Mittwoch, 11. Juni 2025, 19 Uhr, im Literaturhaus Darmstadt, Kasinostraße 3, über „Zeitgenössische indische Literatur“. Der Referent beschäftigt sich vor allem mit den Romanen von Sanjeev (Mujhe Pehchano), Chitra Mudgal (Aawan), beides Werke auf Hindi, und Anuradha Roy (Ton für die Götter), auf Englisch verfasst.

Eine Reihe von Filmen aus Indien im Rahmen des AlleWeltKinos im programmkino rex begleitet die Vorträge, jeweils montags, 20.15 Uhr: am 31. März „All we imagine as light“ (OmU), am 5. Mai „Schirkoa: In lies we trust“ (OmU), am 12. Mai „Don’t worry about India“ (OmU, Dokumentation) und am 19. Mai „Once Upon A Time In Calcutta“ (Original mit englischen Untertiteln). Der Eintritt kostet jeweils 6,50 Euro, ermäßigt 5,50 Euro.

Zur Person Dr. habil. Maria Framke

Privatdozentin Dr. habil. Maria Framke arbeitet als Historikerin für das moderne Südasien an der Universität Erfurt. Ihre Schwerpunkte liegen auf der Geschichte internationaler Organisationen, imperialer und nationaler Politik, Humanitarismus sowie Gender und Ideologien im 20. Jahrhundert. Aktuell erforscht sie die Geschichte indischer Frauen in ländlichen Entwicklungsprojekten von etwa 1920 bis in die 1970er Jahre (Projekt „Hidden Histories“). Im Wintersemester 2024/25 übernahm sie zudem eine Vertretungsprofessur an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg am dortigen Südasien-Institut. 2011 absolvierte Framke ihre Promotion an der Jacobs University Bremen. Ihre Doktorarbeit erschien 2013 in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) Darmstadt: „Delhi-Rom-Berlin: Die Indische Wahrnehmung von Faschismus und Nationalsozialismus 1922-1939“. Das Buch befasst sich mit dem Transfer faschistischer Ideen und Konzepte von Europa nach Südasien, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den kolonialen Begleitumständen des Subkontinents liegt.