Darmstadts neuer Athletik-Coach Chris Busse

Bis an die Schmerzgrenze

Von Stephan Köhnlein

Von Bundesligist Union Berlin zum Zweitligisten SV Darmstadt 98 – der neue Athletikcoach Christopher Busse hat zunächst freiwillig einen Abstieg in Kauf genommen. Das hatte zum einen private Gründe, weil seine Frau eine attraktive Stelle in der Region bekam. Busse selbst wollte nach mehreren Jahren als Reha-Trainer in Berlin wieder als Athletik-Coach arbeiten. Seit Februar hat der 32-Jährige den Aufgabenbereich bei den Lilien von Kai Peter Schmitz übernommen, der sich nun vor allem um die Videoanalyse kümmert.

Chris Busse; Foto: SV Darmstadt 1898

„Die Bedingungen sind super“, lautet Busses Bilanz nach den ersten Wochen. „Aber wir sind auch noch nicht komplett fertig. Es gibt Sachen, die hier noch weiterentwickelt werden können. Es macht mir Spaß, das voranzutreiben.“ Zunächst habe er versucht, die Spieler mit ihren Stärken, Schwächen und Potenzialen kennenzulernen. Zudem sei es seine Aufgabe, mit dem Cheftrainer die Trainingssteuerung abzustimmen, um die Spieler frisch und fit fürs Wochenende zu machen.

Bei seiner Arbeit müsse er bei den Spielern auch manchmal an die Schmerzgrenze gehen. Doch wenn man vermittele, warum spezielle Übungen nötig seien, würden diese auch mitziehen. Besonders freue ihn, wenn nach dem Training ein Spieler auf ihn zukomme und sage: „Chris, das ist genau das, was ich noch gebraucht habe.“

Busse selbst war ein talentierter Basketballer, befand sich auf dem Sprung zur U19-Nationalmannschaft, als ihn eine schwere Verletzung stoppte. Fußball habe er als Kind zwar gespielt, aber relativ schnell festgestellt, dass das als aktive Sportart nicht das Richtige für ihn gewesen sei. Er habe sich in verschiedenen Sportarten ausprobieren dürfen, was wichtig gewesen sei. „Auch später im Sportstudium habe ich zum Beispiel in der Leichtathletik oder beim Geräteturnen viel gelernt, was mir heute bei meiner Arbeit hilft“, sagt er.

Aus taktischen Dingen halte er sich beim SV Darmstadt 98 raus, es sei denn, sie haben einen athletischen Hintergrund. Ansonsten seien die Trainer heute sehr offen für akademischen Input. Ohnehin sehe er sich vor allem als Sportler. „Alles, was ich mache, hat eine wissenschaftliche Basis. Aber der Mensch steht im Vordergrund“, sagt er.

Es gebe Spieler, die bräuchten in ihrer Freizeit etwas anderes als das, was die Wissenschaft an Schlaf oder Ernährung empfehle. „Würde ich solche Spieler in ein Schema pressen, würde das ihre Leistungsfähigkeit verschlechtern“, sagt Busse. „Da kommt es auf die richtige Abstimmung an – und auf einen Blick, der nicht nur die ein oder zwei Stunden Training umfasst, sondern den gesamten Tag.“