Candida Höfer

Fotografien

Candida Höfer (*1944) zählt zu den renommiertesten deutschen Fotografinnen und ist weltweit anerkannt. Sie studierte von 1973 bis 1982 an der Düsseldorfer Kunstakademie, ab 1976 als Schülerin von Bernd und Hilla Becher. Neben Andreas Gursky oder Thomas Ruff prägte sie die Düsseldorfer Fotoschule maßgeblich als eine ihrer wichtigsten Vertreterinnen.

Bibliothéque nationale de France Paris XXIII, 1998, © Candida Höfer/VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Bereits bei ihrer Ausbildung im Fotoatelier Schmölz-Huth in Köln bemerkte Höfer, dass ihr bloße Studioaufnahmen nicht genügen. So entwickelte sich ihr Interesse für die Darstellung von Innenräumen öffentlicher Gebäude, mit denen sie bekannt geworden ist. Ihre großformatigen Fotografien zeigen menschenleere Räume in Museen, Opernhäusern, Theatern, Kirchen, Zoologischen Gärten oder Bibliotheken, Orte der Begegnung, der Kommunikation, der Erinnerung und des Wissens, aber auch der Entspannung und Erholung. Dabei versteht die Künstlerin ihre präzise komponierten Aufnahmen nicht als Architekturfotografien, sondern als tiefgründige Porträts von Räumen, deren Funktion und kulturelle Bedeutung im Medium der Fotografie sichtbar werden – eine Bildaufgabe, der sie sich schon seit vielen Jahren stellt und die sie immer wieder erneut beschäftigt.

Teatro Mercandante Napoli II, 2009, © Candida Höfer/VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Das über fünf Jahrzehnte gewachsene Œuvre von Candida Höfer zählt zur fotografischen Avantgarde der Gegenwart. Wichtige nationale und internationale Einzel- und Gruppenausstellungen bedeutender Institutionen zeigten ihre Werke, wie beispielsweise 1991 die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, 1992 das Museum of Contemporary Art in Sydney, 1993 das Museum Ludwig in Köln, 1997 das St. Louis Art Museum, 2003 die Kunsthalle in Bremen, 2010 der Kunstverein Oldenburg oder 2024 das Kupferstichkabinett in Dresden.

Von 1997 bis 2000 hatte Höfer eine Professur für Fotografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe inne. 2002 stellte sie bei der Documenta in Kassel aus. 2003 vertrat Höfer neben Martin Kippenberger Deutschland bei der 50. Biennale in Venedig. Die in Köln lebende Fotografin wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie im Jahr 2024 den renommierten Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste Berlin.

Die Ausstellung »Candida Höfer. Fotografien« im Hessischen Landesmuseum Darmstadt präsentiert mit 53 Fotografien einen breiten Überblick über das Werk der Künstlerin. Die atemberaubenden Großformate mit Aufnahmen großer Säle werden ebenso zu sehen sein wie neuere Fotoserien, in denen sich Höfer etwa mit provisorischen Beleuchtungskörpern beschäftigt – eine spannende Weiterentwicklung ihres künstlerischen Ansatzes. Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche gegliedert: Innenräume, Zoologische Gärten, Glühbirnen (2021) und Trees (2021).

Ihre sachliche und nüchterne Art zu fotografieren setzt Höfer in der Serie Glühbirnen (2021) am auffälligsten um. Ein Motiv aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen, bei dem die klare Komposition der Bildlinien im starken Kontrast zur provisorischen Hängung der Leuchtkörper steht, hinterlässt bewusst viele offene Fragen. Mit subtiler Ironie führen die Werke uns vor Augen, wie unser Anspruch auf Perfektion durch das Kreative unterlaufen wird.

Deutsche Oper am Rhein, DüsseldorfI, 2012, © Candida Höfer/VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Höfers ebenfalls neuere Reihe Trees (2021) zeigt den gestaltenden Eingriff des Menschen in die Natur: Geordnete Landschaftsräume mit starken Horizontalen und Vertikalen, die eine strukturierte Bildkomposition ergeben. Die blockartige Hängung ermöglicht hierfür einen vertiefenden Einblick, um die Beziehung zwischen Natur und Gestaltung zu reflektieren. Auch diese Fotografien sind, wie die der Innenräume, menschenleer. Dennoch sind Spuren menschlicher Nutzung allgegenwärtig (Fahrräder auf der Wiese, Tischtennisplatten, leere Parkbänke, Brücken, Straßen und Häuser). So wird die Abwesenheit der Menschen zum Zeichen ihrer Präsenz.

Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Künstlerin speziell für das Hessische Landesmuseum Darmstadt zusammengestellt und wird in unmittelbarer Nachbarschaft zum »Block Beuys« präsentiert.

22.5. bis 24.8.25 | Hessischen Landesmuseum Darmstadt | www.hlmd.de/de