Tage der Demokratie
Veranstaltungsreihe der Arbeiterwohlfahrt Darmstadt
„Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“. So sagt es unser Grundgesetz. Mehr noch: Der Staat muss dabei die im Grundgesetz stehenden Grundrechte achten und schützen, allem voran die Würde des Menschen, die Freiheit des Einzelnen und politische Gleichheit.
Aber unsere Demokratie scheint in Gefahr. Menschen sind enttäuscht von der scheinbaren Ohnmacht der demokratischen Institutionen und deren Lösungskompetenz und drücken dies in ihrem Wahlverhalten aus. Rechtspopulisten stellen repräsentative Demokratie, gewählte Parlamente und Regierungen, unabhängige Gerichte und freie Presse infrage. Unverhohlen werden Feindbilder und negative Pauschalurteile über ganze Bevölkerungsgruppen propagiert.
Mit den Tagen der Demokratie will die Arbeiterwohlfahrt Darmstadt dem entgegenwirken. „Deshalb haben wir eine Veranstaltungsreihe organisiert, mit der wir informieren wollen, Bewusstsein schaffen und Diskussionen anzetteln wollen“, sagte der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Darmstadt Michael Siebel bei der Vorstellung des Programms. Der demokratische Rechts- und Sozialstaat fördere gesellschaftliche Teilhabe und bekämpfe Diskriminierung. „Es steht viel auf dem Spiel, wenn Demokratieskeptiker und Rechtspopulisten demokratische Grundrechte, Wahlen, unabhängige Gerichte und freie Presse infrage stellen. Wir müssen sie verteidigen“, betont Michael Siebel. Dazu will die AWO mit dieser Veranstaltungsreihe beitragen.
Die Veranstaltungsreihe will Informationen und Hintergründe unserer demokratischen Gesellschaft vermitteln und zum Nachdenken und zu Diskussionen einladen. Die Termine richten sich alle, die sich für die Zukunft der Demokratie interessieren und denen eine demokratische Gesellschaft wichtig ist.
Programm
Wie die Demokratie zurück nach Darmstadt kam
Di. 6.5.25 | 19 Uhr | Heiner Lehr Zentrum | Kopernikusplatz 1 | Darmstadt
Vortrag | Dr. Peter Engels | Stadtarchiv Darmstadt
Jahr 1945 endete die Herrschaft des Nationalsozialismus und damit auch der Krieg in Darmstadt. Wohnungsnot, Hunger, zerstörte Wirtschaft und fehlende Verwaltung oder Bildungseinrichtungen bestimmten die Nachkriegszeit.
Wie konnte in dieser Zeit ein demokratischer Neuaufbau gelingen? Die amerikanische Militärregierung leitete den Aufbau mit einer neuen kommunalen Selbstverwaltung ein. Wer waren die zentralen Persönlichkeiten? Wie wurde die Nazi Herrschaft aufgearbeitet und warum war von Anfang an auch der soziale und kulturelle Wiederaufbau so wichtig? Und welche Lehren können wir für heute daraus ziehen?
Ein bebilderter Vortrag zeigt die Darmstädter Nachkriegszeit und geht auf den demokratischen Wiederaufbau ein. Im Anschluss sind Fragen und eine Diskussion möglich
Darmstädter Orte der Demokratie
So. 11.5.25 | 11 Uhr | Rundgang | Treffpunkt Luisenplatz
Wir betreten oder passieren immer wieder Gebäude oder Plätze und sind uns deren Geschichte nicht bewusst. Dabei gibt es in Darmstadt viele Orte, an denen Demokratie aufgebaut oder verteidigt wurde und heute noch gelebt wird.
Wer weiß schon, wo der erste Hessische Landtag tagte und die Landesregierung ihren Sitz hatte? Wie Demokratie beworben oder verteidigt wurde? Wo sich heute Menschen freiwillig oder beruflich für die Demokratie engagieren?
Der Rundgang macht einige der Orte sichtbar, thematisiert aber auch, wie Ideen und Strukturen zerschlagen wurden. Dazu nehmen wir die staatliche Repression seit dem 19. Jh. in den Blick und vertiefen, wie und von welchen Seiten Widerstand gegen den Nationalsozialismus organisiert wurde. Treffpunkt: Luisenplatz Regierungspräsidium (Brunnen Nord), Dauer ca. 1,5 Stunden.
Kindheit ist politisch – zum Zusammenhang von Pädagogoik und Demokratie
Do. 22.5.25 | 16 bis 18 Uhr | Heiner Lehr Zentrum | Kopernikusplatz 1 | Darmstadt
Vortrag | Lena Helmling | Bildungswissenschaftlerin
Kinder haben Rechte. Der alltägliche Umgang in Familien und die pädagogische Arbeit in Bildungseinrichtungen leisten einen entscheidenden Beitrag für ein wertschätzendes gesamtgesellschaftliches Miteinander. So wird Demokratie geschützt und demokratisches Gedankengut und Grundüberzeugungen junger Menschen gefördert und gefestigt.
Der Vortrag behandelt das grundlegende Verhältnis von Pädagogik und Politik, aber auch konkret praxisbezogene pädagogische Überlegungen. Im Mittelpunkt steht dabei, welchen Beitrag bedürfnisorientierte Bildung und Erziehung zur „Erziehung zur Mündigkeit“ (Adorno) und eine demokratische Grundordnung einnimmt.
Lena Helmling ist Pädagogin und Bildungswissenschaftlerin mit Schwerpunkt Anti Diskriminierung, Kommunikation und Entwicklungspsychologie. Sie ist Referentin für Fortbildungen und hält verschiedene Lehraufträge.
Von Hoffnung und Einfluss – Stimmen der Demokratie
Fr. 23.5.25 | 19 Uhr | Filmabend mit Musik | Heiner Lehr Zentrum | Kopernikusplatz 1 | Darmstadt
Viele Stimmen formen unsere Demokratie – manche laut und einflussreich, andere leise oder ungehört. Dieser Abend gibt Einblicke in Geschichten von Engagement und Wandel und lädt zum Nachdenken über unsere Zukunft ein. Der Animationsfilm LAUT erzählt von Elisabeth Selbert, die nach dem Zweiten Weltkrieg trotz vieler Widerstände die gesetzliche Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz verankerte. Entstanden als Abschlussarbeit an der Münster School of Design, wurde der Film bereits bei den Eyes and Ears Awards München und der Women Empowerment
Convention 2025 Münster gezeigt.
Das journalistische Filmprojekt JUNG, POLITISCH, UNGEHÖRT? DIE STIMMEN DER JUGEND zeigt junge Perspektiven auf die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen in Deutschland. Interviews mit Wahlforschern und Reportagebeiträge geben repräsentative sowie persönliche Einblicke in das politische Denken, Fühlen und Handeln junger Menschen. Der Film ist eine Arbeit von Regiestudierenden der Filmakademie Ludwigsburg und feiert an diesem Abend Premiere.
Musikalisch begleitet wird der Abend von MOLWERT (südhessisch für Maulwurf), der ältesten Folk Formation Südhessens, mit einem Repertoire von politischen Liedern bis zu irischen Balladen und französischem Chanson.
Warum wählen Menschen Rechte und Populisten?
Mo. 2.6.25 | 19 Uhr | Heiner Lehr Zentrum | Kopernikusplatz 1 | Darmstadt
Vortrag & Diskussion | Prof. Dr. Dirk Jörke | Prof. Dr. Chrsitian Stecker | Prof. Dr. Björn Egner
In vielen Ländern Europas haben in den vergangenen Jahren rechte und populistische Parteien bei Wahlen Erfolge gefeiert. Deutschland ist keinesfalls eine Ausnahme. So unterschiedlich das Phänomen in den einzelnen Ländern auch sein mag, es gibt programmatische Gemeinsamkeiten zwischen den populistischen Parteien und auch hinsichtlich der Wähler dieser Parteien.
Die Veranstaltung geht beiden Phänomenen auf den Grund: Wir diskutieren, welche programmatischen Inhalte rechte und populistische Parteien vertreten, wie sie in der Öffentlichkeit agieren und welche gesellschaftlichen und politischen Ursachen mit dem Aufstieg dieser Parteien verknüpft sind. Zudem möchten wir uns mit den Folgen für unsere Demokratie auseinandersetzen.
Dirk Jörke, Christian Stecker und Björn Egner forschen und lehren am Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt. Zu ihren Schwerpunkten gehören politische Theorie, das politische System der Bundesrepublik und Methoden der Politikwissenschaft.
Meine, Deine, Unsere Demokratien
Do. 21.8.25 | 19 Uhr | Generationengespräch | Herrngartencafé | Darmstadt
Demokratie wird von jeder Generation anders erlebt. Die Nachkriegsgeneration hat einen anderen Blick auf ihre Zeit als die heute Erwerbstätigen
oder junge Menschen, die mit einer ganz eigenen, hochgradig verunsicherten Perspektive auf ihre Zukunft leben müssen.
Im Rahmen eines Generationengesprächs treffen diese Menschen verschiedenen Alters aufeinander. Sie erzählen persönliche Geschichten und Erfahrungen und tauschen ihre Ideen und Perspektiven aus. Am Gespräch nehmen bereits teil:
Sabine Seidler, die als Kriegskind und „Achtundsechzigerin“ (Studium ab 1963 in Berlin) den Marsch durch die Institutionen antrat. Sie war
Richterin am Verwaltungsgericht Darmstadt, außerdem Fraktionsvorsitzende in der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung und in vielen Ehrenämtern aktiv.
Canan Dursin, geboren 1986, hat Germanistik studiert, arbeitet in einer Universitätsverwaltung und ist in einer Elterninitiative in Darmstadt aktiv. Ihre Eltern stammen aus der Türkei und aus Albanien.
Armin Alizadeh, geboren 1994, war im Bundesvor stand der Juso Hochschulgruppen und Mitglied im SPD Parteivorstand. Er forscht heute als Wirtschaftsinformatiker zur digitalen Transformation der Arbeit.
Die Besucher des Abends sind eingeladen, sich mit eigenen Fragen und Beiträgen zu beteiligen.
Darüber kann ich nicht lachen!
So. 31.8.25 | 19.30 Uhr | halbNeun Theater | Darmstadt
Satire mit Hans Joachim Heist | Schauspieler und Regisseur
Satire hält der Gesellschaft den Spiegel vor. Sie reizt die Mächtigen und bewegt zum Nachdenken. Sie klärt auf und provoziert, aber sie tritt nicht nach unten. Und kaum eine Kunst zeigt die Bedeutung von Meinungs und Kunstfreiheit, wie sie das Grundgesetz vorsieht. Satire darf alles, die Kunst ist frei.
Hans Joachim Heist – alias Gernot Hassknecht – präsentiert Texte von Ephraim Kishon, Kurt Tucholsky, Joachim Ringelnatz, Erich Kästner, Martin Suter und vielen anderen. Mit ihnen kann man sich über alltägliche Auswüchse herrlich aufregen. Heist kann dabei aber nicht mehr lachen. Er ergänzt diesen Abend um eine Auswahl aus seinem Bühnenprogramm über den deutschen Komiker Heinz Erhardt.
Eintrittskarten sind auf ztix. oder über die Geschäftsstelle der AWO Darmstadt erhältlich. Für jede Karte bitten wir um eine Spende. Alle Spenden kommen Angeboten für Kinder in unseren Einrichtungen und der Initiative ‚Omas gegen Rechts Darmstadt‘ zugute.
Hans Joachim Heist ist Schauspieler, Komiker und Regisseur. Bekannt wurde er mit dem cholerischen Fernsehnachrichten Kommentator Gernot
Hassknecht in der »heute SHOW« und mit dem komödiantischen Bühnenprogramm ‚Heinz Erhardt: Noch’n Gedicht‘. Ebenso steht er mit dem Stück Datterich auf der Bühne. Heist wurde für seine Arbeiten vielfach ausgezeichnet.
Rechtsextremismus – Rechtsaußen oder Mittendrin?
6.5. bis 31.8.25 | Ausstellung | Heiner Lehr Zentrum | Kopernikusplatz 1 | Darmstadt
Erfolge rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien, die Verbreitung rechtsextremer Jugendkultur und die Akzeptanz rechtsextremer Einstellungen in Teilen der Bevölkerung machen deutlich, dass Facetten von Rechtsextremismus nicht nur „rechtsaußen“, sondern „mittendrin“
in unserer Gesellschaft zu finden sind.
Wir zeigen die Ausstellung „RECHTSaußen – MITTENdrin? Rechtsextremismus: Erscheinungsformen und Handlungsmöglichkeiten“ des „beratungsNetzwerks hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“.
Die Ausstellung ist in fünf Themenblöcke unterteilt: „Von der Mitte zum Rand“, „Was ist Rechtsextremismus?“, „Organisations und Erscheinungsformen“, „Erlebniswelt Rechtsextremismus“ sowie „Was tun gegen Rechtsextremismus?“.
Die Ausstellung umfasst 26 Poster. Die Besichtigung der Ausstellung ist nach Vereinbarung oder zu Veranstaltungszeiten im Heiner Lehr Zentrum möglich.
Das beratungsNetzwerk organisiert politische Bildung und berät Schulen, Familien, Vereine und andere Hilfesuchende zu Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus. Koordinierungs-, Fach- und Geschäftsstelle ist das Demokratiezentrum Hessen an der Philipps Universität Marburg.