Vom Nutzen des Nichtstuns

Machen Sie doch mal nichts!

Aber vorher sollten Sie dieses herrlich erbauende Büchlein lesen. Denn darin erläutert Bernd Imgrund, unter anderem studierter Germanist und Philosoph, wie nützlich und wohltuend das Nichtstun sein kann. Dafür zieht er Experten aus allen Jahrhunderten zurate und führt historisch und gesellschaftlich anschauliche Beispiele an, die belegen, wie wertvoll es sein kann, einfach mal untätig zu sein.

Faulsein hat kein gutes Image. Wer heutzutage von sich behauptet, gerne nichts zu machen, der wird entweder als komisch abgetan oder sogar als asozial. Es sei denn, er hat einen triftigen Grund, quasi eine Lizenz zum Nichtstun. Diese kann man erwerben, etwa wenn man im Vorfeld Großartiges geleistet hat. Nichtstun will nämlich anständig verdient sein. In Zeiten der 24/7-Selbstoptimierung kann es sich kaum jemand erlauben, untätig herumzusitzen – womöglich absichtlich und bei vollem Bewusstsein. Dabei ist genau dies ein Quell großer geistiger Einfälle und die Voraussetzung dafür, dass wir etwas (er)schaffen. Nur wer auch mal ablässt vom ständigen Höherschnellerweiter, der kann Kraft schöpfen für Neues. Bernd Imgrund ist der Autor dieses so unterhaltsamen wie erhellenden Essays, der den Müßiggang weder übermäßig lobt noch pauschal verteufelt. Der 1964 geborene Kölner macht einen kleinen Rundumschlag in Sachen Faulheit und erweist sich dabei selbst als überaus fleißig. Er füttert unseren behäbigen Wissensdrang mit allerlei Informativem. Er schreibt über die Wurzeln unserer Leistungsgesellschaft, stellt Flaneure, Hippies und Punks als Angehörige der Faulenkaste vor, er blickt in die Geschichte, die Künste und die Psychologie, um uns zu verdeutlichen, dass Faulheit – beziehungsweise Müßiggang, Muße, Untätigkeit oder wie sie alle lauten, die faulen Synonyme – nichts Verwerfliches ist, sondern vielmehr unbedingt wichtig in unserer hyperstressigen Zeit. Imgrund selbst hat schon viel durch, genau das und sein pointierter Schreibstil prädestinieren ihn für die Aufgabe, der Faulheit zu huldigen: Er war Messdiener, Kriegsdienstverweigerer und Redakteur. In seinen mehr als 30 Romanen und Sachbüchern beschäftigt er sich mit Themen wie Tischtennis, Skat und der männlichen Psyche. Nach Lektüre seiner Ausführungen fühlt man sich beinah erhaben, wenn man sich mal ganz bewusst auf die faule Haut legt.

Bernd Imgrund | Vom Nutzen des Nichtstuns | Hirzel | 18 Euro

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