Gespenstisches Kellertheater am Herrngarten
Stefan Benz‘ „Theaterspuk“ ist voller Erzählfreude und Fantasie
Buchtipp von Frank Horneff
Er liebt das Theater und er liebt das Erzählen: Stefan Benz (57), der seit Mitte der 1980er Jahre als Kulturjournalist in Darmstadt arbeitet und einst auch für den VORHANG AUF-Vorgänger KLAPPE tätig war, hat mit „Theaterspuk“ seinen vierten Roman veröffentlicht – und wieder geht es um die große Liebe des Autors – das Theater.
Schon das Buchcover lässt Mystisches erahnen und mutet an wie eine Szene aus „Stranger Things“, dem Serien-Kult auf Netflix. Das, was Stefan Benz dann auf 200 Seiten erzählt, kann mit den Abenteuern der Stranger-Helden durchaus mithalten – wenn auch eine Nummer kleiner und mit ganz viel Darmstadt-Bezug. Denn auch wenn die Geschichte in der Residenzstadt Magendorf spielen soll, erkennen Darmstädter ihre Stadt sofort.
Das mag auch (aber nicht nur) am Stadtkater Jonathan liegen, dessen eigene Abenteuerlust Benz so detailsicher beschreibt, als sei es der eigene Kater (dabei hat er keinen) – vor allem aber liegt es am Geschehen zwischen Johannesviertel, Rosenhöhe und den Ruinen des Landestheaters, dort, wo es bis Mitte der 1980er Jahre tatsächlich eine Kinderbühne gab, betrieben vom unvergessenen Theatermacher Dieter Rummel und seinem TAP.
Fee, Nick und Kai, die Kinder des Theaterhausmeisters Rolf Hartung und Dackel Mephisto treffen in dem alten Gemäuer auf die Großen der Theaterweltbühne. Es wird gespenstisch, wenn Hamlets Geliebte Ophelia im Darmstädter Theaterkeller leuchtet, ebenso wie Graf Maximilian von Moor aus Schillers Räuber.
Dass es am Landestheater einst (von 1920 bis 1922) einen Intendanten Gustav Hartung gegeben hat – das mögen wohl nur noch die intimsten Kenner Darmstädter Theatergeschichte wissen. Doch Benz erinnert mit seiner Romanfigur Gerd Rethel auch an Georg Hensel, wie Stefan Benz Arheilger und einer der bedeutensten deutschen Theaterkritiker überhaupt: Hensel hat mit seinem Spielplan einen Schauspielführer für die Ewigkeit hinterlassen – von der Antike bis zur Gegenwart – und lebte auf der Rosenhöhe, wie Benz‘ Romanfigur Rethel, dessen Ende den großen Geistern im Theaterkeller so richtig Kummer machen soll.
Und so kommt es immer wieder zu Darmstädter Besonderheiten, die zwischen all den Abenteuern der Hartung-Kinder mit den herumgeisternden Theatergiganten aus Werken von Shakespeare, Schiller, Brecht und Wedekind für beste Unterhaltung sorgen. Stefan Benz lässt im Theaterkeller die Geister los und das mit großer Erzählfreude, die längst eine Marke geworden ist. Dafür steht jetzt auch Benz‘ vierter Roman, dem in der Zukunft noch viele weitere folgen mögen.
Stefan Benz | Theaterspuk | 200 Seiten | 10,99 Euro | Coortext-Verlag | Altheim
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Terminhinweis – Lesung
Stefan Benz liest aus „Theaterspuk“ am Donnerstag, 1. Februar 2024 um 19 Uhr im Künstlerkeller im Schloss beim Verein „Darmstadt Kultur stärken“.