115 Jahre Jugendstilbad Darmstadt
1909 bis 2024
„Das städtische Hallenschwimmbad zu Darmstadt“ wurde nach einem 1905 durchgeführten Architekturwettbewerb in den Jahren 1907 bis 1909 auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Firma Merck gebaut. Architekt war August Buxbaum.
Im Ersten Weltkrieg war das Hallenbad geschlossen und wurde als Schneiderwerkstatt für Uniformen und Bettwäsche der Soldaten genutzt. Danach, ab 1918 war es wieder als Schwimmbad in Betrieb, bis es während des großen Angriffs am 11. September 1944 auf Darmstadt zum großen Teil niederbrannte. An Stelle des zerstörten Damenbades entstand eine Gymnastikhalle mit Lehrschwimmbecken. Die noch erhaltenen Teile des Bades wurden mit einfachsten Mitteln wieder instand gesetzt. In diesem Zustand blieb das Hallenbad bis zum Jahr 2005 in Betrieb.
Schon Jahre zuvor war klar, dass eine umfassende Sanierung erforderlich wird. Während andere Städte in Deutschland ihre Bäder stilllegten oder sogar abreißen ließen, entschloss sich die Stadt Darmstadt, viel Geld in die denkmalgerechte Sanierung und den Umbau zu einer modernen Badeeinrichtung zu investieren. Erste Priorität des ab diesem Zeitpunkt „Jugendstilbad Darmstadt“ genannten Hauses sollte die Wirtschaftlichkeit haben, da der Betrieb des Bades den städtischen Haushalt künftig möglichst nicht mehr belasten sollte. Dafür war es erforderlich, dass es als Wohlfühlbad für Jung und Alt diejenigen Annehmlichkeiten und Attraktionen erhielt, die das Publikum heute von einer derartigen Einrichtung erwartet.
In Verbindung mit der historischen Substanz sollte das Bad dann die Alleinstellungsmerkmale aufweisen, die es für viele Menschen attraktiv macht. Dass dies gelungen ist, zeigt eine Umfrage des Hessischen Rundfunks vom November 2008, bei der das Jugendstilbad auf der Beliebtheitsskala unter 50 Hessischen Bauwerken Platz 3 belegte.
Ende 2005 begann die Sanierung des Jugendstilbades und war am 31. Januar 2008 abgeschlossen. Die nach dem Krieg vorhandene historische Substanz blieb erhalten, an Stelle des ehemaligen Damenbades entstand ein Neubau für Saunen in der Kontur des alten Gebäudes, aber in moderner Architektur. Die Gesamtkosten betrugen rund 22 Mio. Euro, davon wurden etwa 2,2 Mio. Euro für Maßnahmen der Denkmalpflege aufgewendet. Dazu zählen beispielsweise die Wiedererrichtung der großvolumigen schiefergedeckten Dächer, der Nachbau der Holzfenster und vor allem die Freilegung, Erhaltung und Restaurierung der Raumfassungen aus der Entstehungszeit, die mehr als 50 Jahre unter weißer Wand- und Lackfarbe verschwunden waren.
Die Familie Merck ermöglichte mit 100.000 Euro die Wiederherstellung des im Krieg zerstörten Turmhelms und Dank vieler Spenden aus der Darmstädter Bürgerschaft, konnten mit rund 50.000 Euro die historischen Lampen nachgebaut werden.
Aus einem Volksbad zur Verbesserung der Hygiene mit Dusch- und Brausebädern, Dampf- und Heißluftbädern, Hundebad sowie Schwimmhallen für Frauen und Männer ist durch das Engagement vieler Beteiligter ein modernes Badehaus mit aufwändiger historischer Ausstattung geworden.

Luftaufnahme vom Süden