Leise Pointen mit viel Witz

Mit „Wir lieben und wissen nichts“  von Moritz Rinke hat Regisseurin Judith Kuhnert in Darmstadt erneut ein Zeichen gesetzt: In den vergangenen Jahren hat Kuhnert dies vor allem mit Produktionen der Hessischen Spielgemeinschaft bewiesen („Der fröhliche Weinberg“, zuletzt „Arsen und Spitzenhäubchen“) besonders aber „Frau Müller muss weg“, ist in Darmstadt auch nach zehn Jahren noch in bester Erinnerung.

In der Rinke-Komödie geht es um die Beziehungen zweier Paare und um deren berufsbedingten Wohnungstausch: Bei der geplanten Wohnraum-Übergabe, umgeben von 625 Reclam-Heftchen, die im Laufe der 85 Minuten zum Großteil  in Umzugskisten verschwinden, treffen sie aufeinander: Hier der Erfolglos-Autor Sebastian (Daniel Scholz) mit Atemübungs-Spezialistin Hannah (Edda Wiersch) und dort IT-Freak Roman (Aron Eichhorn) mit seiner ihm ergebenen Frau Magdalena (Berna Celebi). Vorhersehbar mag dabei sein, dass in dieser unterhaltsamen Beziehungskomödie die Partner Gefallen am Partner des jeweiligen Gegenüber finden – und das auch ausleben dürfen, wenn auch eher zurückhaltend.

Was aber in der Gesellschaft im Allgemeinen und in seiner Beziehung im Besonderen schiefgeht, verkörpert vor allem Daniel Scholz in Sebastians melancholischen und lautstarken Momenten, die am Ende in Erinnerung bleiben, wie auch die eher leise Pointen mit viel Witz und einem glänzend aufgelegten Mini-Ensemble: Zwei Männer, zwei Frauen, Dialoge, die sitzen und nachdenklich machen.

Tatsächlich reicht das völlig aus für einen gelungenen Theaterabend – wenn das, wie in den Darmstädter Kammerspielen, treffend in Szene gesetzt ist. Auf das besondere Gefühl der Regisseurin für Komödien ist auch diesmal Verlass.   Frank Horneff