„Die Zweiflers“ räumen ab

Authentisch Jiddisch

von Frank Horneff

Die Kritik überschlägt sich seit Wochen: „Diese Serie ist vielleicht das Beste, was jemals im deutschen Fernsehen zu sehen war“, heißt es etwa im Feuilleton der „Welt“ und die „taz“ stellt fest: „Es passiert nicht gerade oft, dass die deutsche Serienwelt etwas Besonderes hervorbringt. Mit der Serie „Die Zweiflers“ ist das gelungen“.

Die preisgekrönte Serie ist tatsächlich etwas Besonderes, weil sie mit hintergründigem Witz die Geschichte einer extrovertierten und zugleich hoch komplizierten jüdischen Familie erzählt, die inmitten von Veränderungen, Traditionen und neuen Beziehungen in der deutschen Gegenwart agiert.

Im Mittelpunkt der Serie steht die jüdisch-deutsche Familie Zweifler und deren Delikatessengeschäft in Frankfurt am Main. Familienoberhaupt Symcha Zweifler (Mike Burstyn) will das Delikatessenimperium der Familie verkaufen. Doch der Verkauf bringt die Vergangenheit zurück, als unerwartet die wilden Anfänge von Symcha Zweifler im Frankfurter Rotlichtviertel direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufleben: Lang verdrängte Konflikte brechen wieder auf.

Die Liebesgeschichte zwischen Symchas Enkel Samuel (Aaron Altaras) und der Köchin Saba (Saffron Marni Coomber) verschärft die Situation, als Uneinigkeit darüber entsteht, ob der neugeborene Sohn beschnitten werden soll oder nicht. Samuel ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Frau und Kind, den Erwartungen seiner allgegenwärtigen Familie und den jüdischen Traditionen. Das Serien-Ensemble glänzt mit Aaron und Leo Altaras, Saffron Marni Coomber, Sunnyi Melles, Mark Ivanir, Mike Burstyn, Martin Wuttke und Ute Lemper – eine glänzende Besetzung. Einlassen muss man sich als Zuschauer auf die vielen Untertitel-Einblendungen, die nötig sind, weil viel Jiddisch und Englisch gesprochen wird.

Beim Fernsehfestival in Cannes jedenfalls gab es gleich drei renommierte Preise, darunter die Auszeichnung für die beste TV-Serie.

„Die Premiere in Cannes hat uns alle zum Lachen und Weinen im selben Moment gebracht“, berichtet Thomas Schreiber, Geschäftsführer der produzierenden ARD Degeto Film, gegenüber dem Fachmagazin Blickpunkt Film.

Sechsteilige Dramedy-Serie | jede Folge etwa 50 Minuten | ARD-Mediathek | verfügbar bis Mai 2025