Justvan will bei den Lilien wieder aufblühen

Winterneuzugang aus Hoffenheim

Von Stephan Köhnlein

Er durchlief die Talentschmiede des TSV 1860 München, wurde beim VfL Wolfsburg weitergebildet und war einer der besten Spieler beim SC Paderborn in den vergangenen Jahren. Der Sprung in die Bundesliga bei der TSG 1899 Hoffenheim gelang Julian Justvan in der Hinrunde allerdings noch nicht. Deswegen ließ er sich im Winter bis zum Saisonende an die Lilien ausleihen.

Erstes Spiel, erstes Tor und ganz viel Lob – Neuzugang Julian Justvan ist beim SV Darmstadt 98 ein Traumdebüt gelungen. Wobei man ehrlich sagen muss, dass bei seinem Tor zum 1:2 gegen Eintracht Frankfurt auch eine ordentliche Portion Glück dabei war, als dem 25 Jahre alten offensive Mittelfeldspieler ein abgewehrter Schuss vor die Füße fiel und er den Ball durch die Beine von Keeper Kevin Trapp in den Frankfurter Kasten bugsierte.

Bislang kein Torjäger

Das soll das wichtige Tor nicht schmälern, mit dem die Lilien den Grundstein für das 2:2 im Hessen-Derby legten. Aber die Erwartungen an Justvans Torjägerqualitäten sollten deswegen auch nicht gleich in den Himmel wachsen. Denn auf Profi-Ebene liegt Justvans Saisonbestwert bislang bei fünf Treffern in 34 Spielen beim SC Paderborn während der Saison 2022/23.

Für den gebürtigen Niederbayern, der unter anderem in Fürth, beim TSV 1860 München und beim VfL Wolfsburg II ausgebildet wurde, hätte der Wechsel zur TSG 1899 Hoffenheim im vergangenen Sommer eigentlich der nächste Karriereschritt sein sollen. Gerade vier Bundesliga-Teilzeiteinsätze schaffte er in der Hinrunde für die Kraichgauer. Im ersten Spiel nach seiner Leihe zu den Lilien spielte er durch und kam damit bereits auf mehr Einsatzzeit als für Hoffenheim in der gesamten ersten Saisonhälfte.

Julian Justvan, Foto: SV98

Der Spieler hofft auf Einsätze, der Verein auf seine Energie

Justvan erklärte bei seiner Verpflichtung, die Lilien seien eine mutige und für einen Aufsteiger auch spielstarke Mannschaft. „Das habe ich beim 3:3 gegen Hoffenheim aus nächster Nähe miterleben dürfen“, räumte er ein. „Natürlich erhoffe ich mir viel Spielzeit, um meinen Teil dazu beitragen zu können, dass Darmstadt 98 den Klassenerhalt in der Bundesliga schafft.“

Der Wert der Winterleihe könnte vor allem in seiner Energie und seinem Biss liegen, wie auch Trainer Torsten Lieberknecht nach dem Frankfurt-Spiel betonte. „Er hat in der ersten Halbzeit das Publikum auch dadurch geholt, dass er Ballverlusten nachgejagt ist, und gezeigt hat, dass er nicht nur dieser kreative Spieler sein kann, sondern auch weiß, dass die Defensivarbeit ebenfalls dazugehört”, lobte der Lilien-Coach. Insgesamt sei es ein Traumeinstand für Justvan gewesen. „Er hat uns extrem geholfen”, sagte Lieberknecht.

Überraschend schneller Start

Dass Justvan überhaupt in der Startformation gegen Frankfurt stand, war durchaus überraschend. Erst einen Tag zuvor war der Deal perfekt gemacht worden, der Spieler bestritt gerade einmal das Abschlusstraining mit dem Team und begann dann im Derby im offensiven Mittelfeld. „Wir haben keine große Zeit mehr, Testspiele zu bestreiten”, erklärte Lieberknecht, der sonst eher ein Verfechter des langsamen Heranführens von Spielern ist. Man habe Justvan auch geholt, damit er der Mannschaft Energie zuführe.

Die Energie, die der 25-Jährige bis zur letzten Sekunde auf dem Platz brachte, imponierte auch Torhüter Marcel Schuhen. Die fußballerische Qualität des Neuzugangs habe man schon aus dessen Zeit in Paderborn gekannt. Doch auch seine Laufbereitschaft und der Einsatz – also Dinge, die die Lilien auch verkörperten – seinen vom ersten Training bis zum Spiel voll da gewesen. „Davor ziehe ich den Hut”, sagte Schuhen und fügte grinsend an: „Aber daran messe ich ihn auch nächste Woche.”

Zur Person: Julian Justvan

Foto: SV98

Julian Justvan kam am 2. April 1998 in Landshut zur Welt und begann beim SV Wörth mit dem Fußballspielen. Über den FC Dingolfing und die Nachwuchsabteilung der SpVgg Greuther Fürth kam er in der B-Jugend zum TSV 1860 München. Einen Profivertrag erhielt er bei den Löwen allerdings nicht. Deswegen wechselte er zum VfL Wolfsburg. Bei den Wolfsburgern kam er in der 2. Mannschaft zum Einsatz, gehörte zudem zum Profikader, wo er sich aber gegen die hochkarätige Konkurrenz nicht durchsetzen konnte. Zur Zweitligasaison 2020/21 ging Justvan deswegen zum Bundesligaabsteiger SC Paderborn 07, wo er Stammspieler wurde. Zur Spielzeit 2023/24 wechselte er in die Bundesliga zur TSG 1899 Hoffenheim. Bei seinem Debüt im DFB-Pokal gegen den VfB Lübeck erzielte er direkt sein erstes Tor für die Hoffenheimer. In der Hinrunde der Bundesliga kam er aber dann nur noch vier weitere Male zum Einsatz und stand nie in der Startelf. Um mehr Spielpraxis zu sammeln, ließ er sich deswegen in der Winterpause zum SV Darmstadt 98 ausleihen.