Friedensplatz

Frühere Gestaltung der Anlage um das Reiterdenkmal in Darmstadt

Ein Beitrag von Nikolaus Heiss

Der Platz westlich des Schlosses wurde im 19. Jahrhundert als Paradeplatz frei von jeglichen Einbauten und Bäumen genutzt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er 1949 den Namen Friedensplatz. Ab 1901 mit dem von Fritz Schaper geschaffenen Reiterstandbild Großherzog Ludwigs IV. und der umgebenden Grünanlage erfuhr der Platz eine wesentliche Umgestaltung, die bis 1967 Bestand hatte.

Plan des Friedensplatz um 1905

Der südliche Teil des Paradeplatzes wurde leicht erhöht, in der Mitte das Standbild, umgeben von einer Kiesfläche, die ihrerseits von einer breiten, mit Büschen und Hecken gestalteten Pflanzfläche gefasst war. Die Fläche öffnete sich trichterförmig und großzügig über eine flache, breitstufige Treppenanlage zum Ernst-Ludwigs-Platz mit dem Weißen Turm. Kräftige Granitsteine bildeten die Einfassung. Als 1967 unter dem Platz eine Tiefgarage gebaut wurde, verschwand die gesamte Anlage. Die Granit-Werksteine, wohl zu schade zum Wegwerfen, fanden auf einem Firmengelände an der Erbacher Straße ein Zwischenlager. Als diese Firma in den 1980er Jahren an diesem Standort aufgelöst wurde, ließ die Denkmalschutzbehörde die teils sehr großen Steine in das städtische Lager in der Pallaswiesenstraße verbringen, wo sie heute noch liegen.

Einige Jahre nach dem Bau der Gartenanlage erhielt sie 1910 beidseitig, den südlichen Zugang flankierend, zwei große Metallvasen auf massiven Granitpostamenten. Bei diesen Bronzevasen handelt es sich um Entwürfe des Glaskünstlers Josef Emil Schneckendorf, ab 1906 Mitglied der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe. Ab 1907 leitete er im Auftrag des Großherzogs Ernst Ludwig die Großherzogliche Edelglasmanufaktur im Darmstädter Schloss.

In einem Zeitungsartikel des Darmstädter Tagblatts vom 5. Oktober 1910 wird die Aufstellung der Vasen beschrieben: „Das Denkmal Ludwigs IV. hat gestern einen neuen Schmuck erhalten. Die beiden Sockel vor dem Denkmal wurden mit hübschen Blumenkübeln geziert, nicht wie bisher vorübergehend, sondern dauernd.“ … “Die Urnen stehen auf je vier goldenen Kugeln; sie tragen am Fuße und oberen Rande hübschen ornamentalen Schmuck in Mosaik, dessen Farben – Blau, Gold und Grau – sich dem Bronzeton des Metalls sehr harmonisch einfügen.“ Die Kosten der Bronzevasen wurden aus einer Spende der Kommerzienräte Karl und Wilhelm Opel zur Verschönerung der Stadt an den Verkehrsverein bestritten.

Fotos: Nikolaus Heiss

Seit 1976 stehen die Vasen auf dem Platz an der Stadtkirche und werden dort als Pflanzkübel genutzt. Ihr Zustand ist ungepflegt und ihre Aufstellung direkt auf dem Boden falsch, da sie auf Untersicht konzipiert sind. Die wesentlichen Elemente, wie die Ornamente aus Glasmosaiken, und die ursprünglichen Vergoldungen der Kugeln und anderer Teile der Vasen sind noch vorhanden. So würde sich eine Restaurierung dieser wertvollen Kunstgegenstände auf jeden Fall lohnen. Außerdem würden sie auf einem erhöhten Standort wieder voll zur Geltung kommen. Warum nicht wieder eine Aufstellung auf dem Friedensplatz, wo sie über 60 Jahre standen?

Nikolaus Heiss


Der Autor
Nikolaus Heiss war von 1981 bis 2010 Denkmalpfleger der Stadt Darmstadt, ab 2008 zuständig für die Welterbebewerbung der Künstlerkolonie, die nach Zusammenarbeit ab 2014 mit dem Welterbeteam an 24. Juli 2021 zum Erfolg führte.