Buchtipp | Pi mal Daumen

Ein großes Lesevergnügen in diesem Bücherherbst

von Frank Horneff

Alina Bronsky erzählt in ihrem neuen Roman „Pi mal Daumen“ die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.

Als vor wenigen Tagen die Frankfurter Buchmesse zu Ende ging, hatte sie die wohl schönste, weil ehrlichste Auszeichnung im bundesdeutschen Literatur-Kosmos in der Tasche auf dem Heimweg zurück nach Berlin: Alina Bronsky hat mit „Pi mal Daumen“ das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen geschrieben.

„Ich bin sprachlos. Die Auszeichnung als Lieblingsbuch der Unabhängigen bedeutet mir unglaublich viel“, hieß es von der Autorin nach der Auszeichnung. Bronsky dankte den Buchhändlerinnen und Buchhändlern, die den Erfolg ihrer Romane ermöglichten – und das in bemerkenswerter Regelmäßigkeit.

Dass Alina Bronsky schon seit ihrem erfolgreichen Debüt mit „Scherbenpark“ (2008) zurecht zu den festen Größen im Literaturbetrieb zählt, hat die Autorin, die lange Zeit in Darmstadt lebte und auch für das VORHANG AUF Magazin geschrieben hat, mit „Pi mal Daumen“ erneut gezeigt.

Bronsky erzählt die Geschichte von Oscar, 16 Jahre alt, und Moni, jenseits der 50. Beide studieren Mathematik. Oscar, der hochbegabte Von-und-zu-Sproß mit autistischer Veranlagung und die warmherzige Moni, die unbekümmert ansagt, was Sache ist. Die vielfach herausgeforderte Mutter und Großmutter geht heimlich zur Uni und wird dort wahlweise für eine Kantinen-Kraft oder für die Putzfrau gehalten. Dabei ist sie so viel mehr – eine Alltagsheldin, konfrontiert mit Realitäten, die in Oscars Welt schon von Haus aus nicht vorkommen.

„Pi mal Daumen“ ist die unterhaltsame Geschichte einer so sonder wie wunderbaren Freundschaft, leicht erzählt, raffiniert aufgebaut und voller Wendungen: Mal äußerst humorvoll, mal tragikomisch. Alina Bronsky ist wieder einmal beste Unterhaltung gelungen, versehen auch mit einem kleinen Hinweis auf ihre Darmstädter Vergangenheit. Denn die schöne Formulierung „Hast Du gelumpt?“ kann die Autorin eigentlich nur aus Darmstadt haben: „Ja, das mit dem lumpen sorgt woanders stets für amüsierte Irritationen“, bestätigt sie im kurzen Austausch mit dem VORHANG AUF-Autor.

„Pi mal Daumen“ ist ein großes Leservergnügen in diesem Bücherherbst, ein zurecht ausgezeichnetes Lieblingsbuch.

Alina Bronsky | Pi mal Daumen | Kiepenheuer & Witsch | August 2024 | 272 Seiten | 24 Euro | ISBN 978-3-462-00425-0