Bestattungsvorsorge
Muss das sein? Wem hilft das eigentlich?
Im Dialog mit Sabine Eller und Tom Schröpfer von sterbenleben
Warum Bestattungsvorsorge? Warum sich zu Lebzeiten mit der eigenen Bestattung beschäftigen? Genügt es nicht, wenn meine An- und Zugehörigen all dies auf den Plan holen, wenn es soweit ist? Für wen ist eine Bestattungsvorsorge eigentlich hilfreich? Für mich? Für die, die einmal Abschied nehmen? Für beide?

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Fangen wir mal mit der eigenen Sichtweise an. Hilft die Bestattungsvorsorge mir?
Die Antwort auf diese Frage kann nur individuell beantwortet werden. Doch als Bestatterinnen und Bestatter machen wir immer wieder die Erfahrung, dass die Beschäftigung mit der eigenen Bestattung entlastend und bereichernd sein kann. Der antike Sinnspruch memento mori – sei dir der Sterblichkeit bewusst – kann dabei vieles bedeuten. Für die einen ist es der pragmatische Anteil: „Ich weiß, wo es einmal hingeht.“ Für die anderen ist es das Kennenlernen des Bestattungshauses: „Ich möchte gern wissen, welche Hände einmal meinen verstorbenen Körper berühren. Wer führt dann eigentlich die Gespräche mit meiner Familie? Passt das für mich?“ Zu diesen Fragen kann auch das Festhalten der Wünsche im Umgang mit dem eigenen Körper gehören. Viele Menschen denken bei der eigenen Bestattungsvorsorge an den Ort der Bestattung, die Bestattungsart (Feuer, Sarg, Reerdigung), ob es eine Abschiedsfeier geben soll oder nicht. Doch man kann auch benennen, wie mit dem eigenen Körper umgegangen wird. Vielleicht mag jemand aus biografischen oder religiösen Gründen ausschließlich von Frauenhänden oder von religiös geweihten Menschen berührt werden? Vielleicht mag jemand den Lieblingsduft aufgetragen bekommen oder explizit keinen?
Wiederum andere nutzen ihre Bestattungsvorsorge, um aufzuschreiben, was sie als geistiges Erbe hinterlassen möchten. So kann es auch für den Trauerredner oder die Trauerrednerin hilfreich sein, wenn festgehalten wurde, welches Buch jeder mal gelesen haben sollte. Welches Musikstück alle mal gehört, welchen Wein alle mal probiert, welche Aussicht jeder mal genossen haben sollte. Manche mögen auch mitteilen, wie sie sich die Dinge nach dem letzten Atemzug vorstellen und wie sie sich wünschen, von dieser möglichen, anderen Seite, ihre Liebsten grüßen zu können. Andere formulieren einen Brief, der auf der Abschiedsfeier verlesen werden soll …
Von der pragmatischen Benennung der Rahmenbedingungen bis hin zur feinstofflichen Auseinandersetzung, kann eine Bestattungsvorsorge demnach für jeden Menschen etwas anderes bedeuten und auf unterschiedliche Weise hilfreich sein. Als Belastung, haben wir sie noch nie erlebt. Eher als Vergewisserung, dass die eigenen Wünsche umgesetzt werden.
Oder hilft die Bestattungsvorsorge eher denen, die sich einmal um meine Bestattung kümmern?
Die Erfahrung zeigt, dass jeder noch so dünne Strohhalm gern ergriffen wird, wenn Menschen eine Bestattung organisieren müssen. Für manche ist ein Strohhalm dieses eine Lied, das der Verstorbene gern auf seiner Abschiedsfeier gespielt haben möchte. Andere atmen durch, wenn sie wissen, welchen Friedhof die Verstorbene sich gewünscht hat. An diesen Punkten lässt sich ansetzen und weiterdenken. Diese, noch so kleinen, Informationen, können Orientierungspunkte sein. Wegweiser in Augenblicken, in denen die Menschen häufig verunsichert und mit vielen Detailfragen konfrontiert sind. Häufig erleben wir es, dass die Bestattungsvorsorgen, etwas Sicherheit vermitteln, und so zu heilsamen Trittsteinen auf dem je individuellen Trauerweg werden können. Diese Vorsorgen sind letztlich auch Geschenke der Vorsorgenden an ihre Hinterbliebenen. An die, die für die Bestattung sorgen und sich kümmern werden.
Oder ist die Bestattungsvorsorge für beide da? Für mich und die Abschiednehmenden?
Natürlich haben beide Seiten etwas davon. Miteinander reden, sich unterhalten, vielleicht Neues voneinander erfahren. Für manche ist es schön, ganz pragmatisch, die Dinge geregelt zu wissen. Nicht selten begegnen wir Menschen, die eine Bestattungsvorsorge für sich anlegen und dadurch ein Gefühl der Erleichterung erfahren. Plötzlich wird dieses diffuse Thema handhabbar. Ein Haken hinter einem großen Punkt auf der To-Do-Liste des Lebens. Zu dieser pragmatischen Seite gehört auch das Anlegen einer Adressliste: „Wer soll eigentlich informiert werden, wenn ich einmal nicht mehr bin?“ Ebenso funktional ist das Hinterlegen der relevanten Dokumente, um im Bestattungsfall für die Formalitäten alles griffbereit zu haben.
Doch mindestens ebenso häufig begegnen uns Menschen, die ihre Bestattungsvorsorge als Anlass nehmen, um sich mit ihrem Ableben auseinanderzusetzen. Um Gespräche mit ihrer Familie und ihren Freunden zu suchen. Um sich mit ihnen auszutauschen. Um sie zu fragen, was ihnen guttut, wenn sie einmal Abschied nehmen. Um herauszufinden, welche Vorgaben sie in ihre Bestattungsvorsorge einflechten mögen und wo sie bewusst Lücken lassen. Denn auch das sind wesentliche Bestandteile einer Bestattungsvorsorge: die Lücken.
Ja, die aufgeschriebenen Wünsche der Vorsorgenden erleichtern die Schritte, die beim Organisieren der Bestattung gegangen werden müssen. Doch es kommt auch vor, dass zu detaillierte Vorsorgen einengend für die An- und Zugehörigen sind. Dass sie keinen Raum mehr haben, um ihre eigenen Bedürfnisse einzubringen. Deshalb kann es sinnvoll sein, bewusst Lücken in der Bestattungsvorsorge zu lassen.
- „Dieses eine Lied, soll auf jeden Fall auf meiner Abschiedsfeier gespielt werden – weitere Musik darf gern von meinen Engsten ausgesucht werden.“
- „Ich möchte gern in der Natur bestattet werden – den genauen Ort bestimmt bitte ihr, schaut, was für euch passt.“
- „In meinem Lieblingspullover fühle ich mich wohl – wie ich sonst gebettet bin, überlasse ich euch.“
Ein wesentlicher Teil einer Bestattungsvorsorge kann auch die finanzielle Absicherung der eigenen Bestattung sein. Wenn man mit einem Bestattungshaus die Fragen und Wünsche für die eigene Bestattung bespricht, können auch die Kosten eingeschätzt werden, egal wie detailliert oder lückenreich die Vorsorge ausfällt. So ist es beispielsweise möglich, die Summe für die Bestattung, ganz oder in Teilen, treuhänderisch zu hinterlegen. Egal ob als Einmalzahlung überwiesen oder über einen längeren Zeitraum durch Raten gefüllt – das auf dem Treuhandkonto hinterlegte Geld ist für die eigene Bestattung zweckgebunden und mündelsicher. Dieses Geld kann also ausschließlich für die eigene Bestattung verwendet werden und auch von keiner anderen Institution (Pflegekasse, Sozialamt oder ähnliches) angefordert werden. Auch dieser Punkt kann für beide Seiten, Vorsorgende und ihre An- und Zugehörigen, eine ganz praktische Form der Entlastung und Sicherheit bedeuten.

Das Team von sterbenleben (v. l. n. r.): Simone Eisenlohr, Harald Schmitt, Tom Schröpfer, Sabine Eller, Helga Kunzmann, Ute Stühr
Ob eine Bestattungsvorsorge also sein muss, und ob sie hilfreich ist, kann nur individuell beantwortet werden. Uns wird allerdings immer wieder gespiegelt, wie entlastet Menschen sich fühlen, wenn sie dieses Thema angehen. Und häufig hören wir, welch bereichernde Gespräche sie führen, sobald sie das Thema zur Sprache bringen. Beim finden dieser Sprache unterstützen wir Sie gern. Sprechen Sie uns an.
sterbenleben | trauerbegleitende Bestattungen | Sabine Eller | Thüringerstraße 9 | Darmstadt | Tel. 06151 1368250 | www.sterbenleben.de