Fritsch: Abstieg wäre kein Beinbruch

Lilien-Präsident gibt Trainer Lieberknecht Jobgarantie

Interview von Stephan Köhnlein

Foto: Florian Ulrich

Für Rüdiger Fritsch ist es bereits die dritte Bundesliga-Saison als Präsident des SV Darmstadt 98. In einem Interview des Online-Magazins Lilienblog, das in hier in Auszügen abgedruckt ist, äußert sich der 62-Jährige über die Ziele der Lilien und versichert, dass man auch im Falle eines Abstiegs weiter mit Trainer Torsten Lieberknecht arbeiten werde.

Stephan Köhnlein: Herr Fritsch, die laufende Saison ist in Ihrer Amtszeit bereits die dritte in der Bundesliga. Was ist diesmal anders als in den beiden Spielzeiten zwischen 2015 und 2017?
Rüdiger Fritsch: Die ersten zwei Bundesliga-Jahre waren mit Blick auf die Substanz des Vereins und die Bedingungen schon ein bisschen surreal. Dass wir überhaupt ein zweites Jahr in der Bundesliga geblieben sind, war ein weiterer Riesenerfolg. Mit dem Geld, das wir damals verdient haben, konnten wir einen guten Mittelweg bei Investitionen in Steine und Beine gehen. Diesmal haben wir uns eher Schritt für Schritt mit gefestigten Strukturen hingearbeitet. Aber für Darmstadt 98 ist die Bundesliga immer ein Top-Ergebnis.

Im Winter 2016 hatten die Lilien nach 16 Spieltagen zwei Punkte weniger als in dieser Spielzeit, standen auch auf Platz 18 und Trainer Norbert Meier war gerade beurlaubt worden. Was ist jetzt anders?
Der Glaube an den Klassenverbleib ist diesmal viel ausgeprägter als zum damaligen Zeitpunkt. Die Mannschaft ist intakt, bis auf die Partien gegen die absoluten Topteams waren wir immer in der Chance zu punkten. Wenn man auf die Tabelle blickt, sind wir trotz der relativ geringen Punkteausbeute noch immer im Rennen. Der Abstiegskampf ist ein Schneckenrennen, in dem mehrere Klubs unterwegs sind. Und ich hoffe, dass wir die Schnecke mit dem besten Turbo sind und am Ende über dem Strich stehen.

Aber der Abstieg wäre kein Beinbruch?
Überhaupt nicht. Natürlich wollen wir den Klassenerhalt schaffen. Aber Darmstadt 98 ist kein etablierter Bundesligist, der sich nach 40 Jahren Oberhaus mit der zweiten Liga anfreunden muss. Wir planen immer auf drei Jahre in verschiedenen Szenarien. Und da steht das Zweitligaszenario im Zentrum.

Der Verein hat Trainer Torsten Lieberknecht mit einem Vertrag bis 2027 ausgestattet. Wie sicher sind Sie, dass bei anhaltender Erfolglosigkeit nicht doch irgendwann die Mechanismen des Geschäfts greifen und es zu einer Beurlaubung kommt?
Wir haben das mit dem Vertrag ganz bewusst so gemacht, um solche Fragen eigentlich nicht beantworten zu müssen. Aber man kann sie dann offenbar doch nicht verhindern.

Wenn eine Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz steht, dann fragt man schon mal nach dem Trainer …
Aber nicht, wenn Darmstadt 98 in der ersten Bundesliga antritt und nicht mit dem Wissen, was wir können, was wir haben, was wir nicht können, was wir nicht haben. Einen Trainer werden wir in Darmstadt sicher nicht rausschmeißen, wenn er die erste Bundesliga nicht in Schutt und Asche spielt. Es geht um Kontinuität. Wir wissen, dass Torsten Lieberknecht in allen Facetten sehr gut zum Verein passt. Natürlich gibt es diese berühmten Gesetze des Fußballs, aber das sind andere Konstellationen. Wir können hier doch nicht irgendetwas infrage stellen, wenn wir uns in Sichtweite zu unserem ausgerufenen Ziel befinden. Ich glaube, dass die Fans, die sich auskennen, das genauso einordnen, wie wir das jetzt gerade tun.

Sie gehen auf jeden Fall mit Torsten Lieberknecht in die 2. Liga.
Ja.