Das Paarseminar
Ansgar war reumütig. Er wollte sich versöhnen und lud mich zu einem Paarseminar ein.
Zwei Wochen zuvor hatte er mir gebeichtet, er müsse auf einen Selbstfindungstrip gehen. Deswegen zog er aus unserem gemeinsamen Schlafzimmer aus und bei Carmen, zwei Straßen weiter, ein. Ich habe ihn nicht verstanden. Selbstfindung bei Carmen? Okay, sie ist fünfzehn Jahre jünger als ich und kann einige Rundungen mehr aufweisen. Aber, was wollte er da bei sich selbst finden, außer ein paar durchgevögelte Nächte und das bei seiner Kondition und seiner Technik.
Tja, so war es dann auch. Mein Ansgar kam zurück. Er kam angekrochen wie ein armseliger Wurm auf der Suche nach seiner Höhle. Bald darauf waren wir auf diesem Paarseminar in dem teuren Erste-Klasse-Hotel. Ich hatte zugesagt, weil ich mich gerne verwöhnen lassen und, weil ich erfahren hatte, dass dieses Hotel über eine ausgesprochen gute ayurvedische Küche verfügt, und ich liebe ayurvedisches Essen. Das Seminarangebot, abwechselnd Paar-Übungen, gemeinsame Unternehmungen, Gespräche und Vorträge, war nachmittags terminiert, so blieb am Vormittag viel Zeit für das breit gefächerte SPA-Angebot.
Die Paar-Übungen bestanden meist aus verschiedenartigen Berührungen mit viel Öl, woran ich kein großes Gefallen fand, ich ließ mich aber darauf ein, dachte an früher, an unsere ersten gemeinsamen Jahre, in denen ich an dem Gefummel manchmal meinen Spaß hatte. Die Gespräche und Vorträge waren eher esoterisch gefärbt und bestanden aus Plattitüden. Ein Vortrag allerdings beschäftigte mich auch noch einen Tag später.