Murot und das Paradies
So. 22.10.23 | 20.15 Uhr | Das Erste/hr
Wer es gerne schräg mag, ist bei Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) immer gut aufgehoben. Unvergessen bis heute der Einstand des schrulligen LKA-Ermittlers mit „Wie einst Lilly“ (2010). Nach einer Hirntumor-Diagnose schien es, als würde der Feind im Kopf Teile seines Gehirns sensibilisieren: Murot geriet so auf einen Trip zwischen Tag und Traum, Leben und Tod.
So ist das in seinen Fällen bis heute – und darauf muss man sich einlassen wollen, wie auch auf das bildstarke „Im Schmerz geboren“ (2014): Ein einsamer Bahnhof, drei Männer mit Waffen, ein Mann steigt allein aus dem Zug – und plötzlich liegen die drei Männer tot im Staub. Nie zuvor wurde in einem Tatort mehr geballert. Murot steht für die etwas andere Krimi-Kost – so auch diesmal: Zwei Frankfurter Banker werden ermordet und bizarr zugerichtet aufgefunden. Anstelle des Bauchnabels wurde ihnen ein Port gelegt, an den eine Nabelschnur angelegt werden konnte. Der (diesmal) unter Depressionen leidende Kommissar Murot entdeckt bald darauf, dass er ebenfalls einen seltsamen Port trägt. Ermittler Murot ist sicher nicht jedermanns Fall. Die Sympathien sind Ausnahmeschauspieler Ulrich Tukur zu verdanken, der die charmante, helle Seite des LKA-Ermittlers ebenso verkörpert, wie die zynischen und dunklen Momente.
Genug mit Krimi-Klamauk!
Der Krimi-Herbst startet im Oktober mit gleich vier Tatort-Produktionen: Los geht es mit dem Abschied von Heike Makatsch als Ermittlerin Ellen Berlinger. So richtig warm geworden sind weder die Zuschauer mit der Figur der Mainzer Ermittlerin – und wohl auch nicht der produzierende SWR, der sich künftig auf Ermittlungen in Ludwigshafen, Stuttgart und im Schwarzwald konzentrieren möchte. Gewohnt schräg wird es zugehen in der neusten hr-Produktion mit Ulrich Tukur als Felix Murot. Da tröstet es doch sehr, dass mit den Ermittlern aus Wien und München klassische Krimi-Kost geboten wird. Klamauk jedenfalls war zuletzt genug! Frank Horneff