Dichte Erzählkunst – spannend verpackt

Die Autorin Ella Theiss überzeugt mit einem weiteren regionalen Historienkrimi

Schon ihr Romandebüt hat 2009 erahnen lassen, dass diese Autorin Zeichen setzen kann. Ella Theiss hat mit „Die Spucke des Teufels“ zunächst nur vermuten lassen, wo sie besonders glänzt und sich abhebt aus dem nicht seltenen Einerlei regionaler Spannungsliteratur. Es sind die historischen Kriminalfälle, die ihr besonders liegen – auch wenn ihre weiteren Krimis wie etwa „Neben der Spur“ (2012) oder „Duo mit Beretta“ (2016) ebenso lesenswerte Unterhaltung garantieren.

Nach dem Erfolg ihrer „Darmstädter Nachtgesänge“ (2021) gibt es jetzt mit „Das Darmstädter Mörderliebchen“ einen weiteren historischen Kriminalfall, der die Stärken der in Roßdorf lebenden Autorin zeigt: Gründliche Recherche, dichte Erzählkunst, unterhaltsame wie lehrreiche Spannungsbögen vereinen sich in dieser wahren Geschichte um den Feuertod der Gräfin von Görlitz im Darmstadt in Zeiten der Revolution 1847/48. Tragisches Unglück oder Tod durch den Gatten? Verhaftet wird Kammerdiener Johann, dessen Braut Christina steht als „Mörderliebchen“ schließlich selbst im Fokus der schlappmauligen Darmstädter. Doch die Gesellschaft dieser Zeit ist ohnehin in Aufruhr, nicht nur in Darmstadt. Im nahen Frankfurt tagt das Paulskirchenparlament, die Revolution bricht aus und Christina findet ihren Platz in den Reihen starker Frauen wie Georg Büchners Schwester Luise – und an der Seite des „Wühlers“ Paul, radikaler Demokrat mit bemerkenswerter Biografie. Ella Theiss ist damit erneut ein unterhaltsamer, lokaler Historienkrimi gelungen, mit allem, was dazugehört: Mord, Liebe und Revolution, glänzend erzählt. | Frank Horneff

Ella Theiss | Das Darmstädter Mörderliebchen | Gmeiner-Verlag | 320 Seiten | 14 Euro | ISBN 978-3-8392-0567-9 | www.gmeiner-verlag.de/buecher