Verfahrene Situationenalz
„Zum Kantplatz.“
Der Wunsch war eindeutig und klar formuliert. Dennoch reagierte der Taxifahrer nicht. Ruhig lief der Motor im Leerlauf.
„Haben Sie mich verstanden?“, fragte der Fahrgast ungeduldig. Der Taxifahrer brummte etwas Unverständliches in seinen Bart. Sekunden vergingen. Endlich bewegte er sich langsam und gleichförmig wie ein Automat, trat Kupplung und Gaspedal. Das Fahrzeug rollte bis an die nächste rote Ampel und hielt dort. Der Taxifahrer kramte im Handschuhfach nach einem Stadtplan, holte ihn heraus und blätterte darin herum.
„Fahren Sie doch einfach die Rheinstraße rauf, durch den Citytunnel hindurch und dann …“
Der Taxifahrer hielt kurz inne, brüllte im nächsten Augenblick los: „Das ist mein Job“, knallte den Stadtplan auf den Beifahrersitz und fuhr geradeaus auf die Berliner Allee.
Der Fahrgast presste seinen Körper mit verschränkten Armen gegen die Lehne des Rücksitzes. „Machen Sie doch, was sie wollen“, flüsterte er.
„Das werde ich auch tun“, fauchte der Fahrer ungehalten und gab Gas. Die nächste Ampel nahm er bei Gelb und das Stoppschild ignorierte er vollends. Der Fahrgast rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Er drückte sich selbst die Daumen und hatte Glück. Die nächste Ampel sprang rechtzeitig auf Rot und das Fahrzeug wurde abgebremst.
„Ich will sofort aussteigen“, sagte der Gast und öffnete die Tür.
„Halt! Das macht 32 Euro und 80 Cent“, zischte der Taxifahrer.
„Sie sind wohl verrückt. Das zahle ich nicht“, erwiderte der Fahrgast und stieg aus.
„Das könnte Dir so passen.“ Der Taxifahrer sprang aus dem Auto und spurtete hin zu dem Fahrgast. Er packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. Der Fahrgast wehrte sich. Bald darauf lagen beide ringend am Boden und rollten auf die Fahrbahn. Autos wichen aus und hupten. Eine Polizeistreife kam zufällig vorbei, hielt an und trennte die Kämpfenden. Die Sachlage war schnell geklärt. Die Polizisten bedankten sich bei dem Taxifahrer mit Handschlag.