Veranstaltungsreihe 75 Jahre Grundgesetz

„Demokratie braucht Menschen, die sie leben“ (nach Fritz Bauer, 1964)

Vortrag Prof. Dr. Walter Mühlhausen

Die Hessen und das Grundgesetz von 1949 – Lehren aus der Vergangenheit für die Gestaltung der Zukunft

Prof. Dr. Walter Mühlhausen

Am 23. Mai 2024 vor 75 Jahren trat das Grundgesetz in Kraft. Die politische Entwicklung in den letzten Jahren hat deutlich gemacht, dass das Vertrauen in die Grundlagen unserer Demokratie schwindet. Teile der Bevölkerung haben sich von ihr abgewandt und sehnen sich nach einem „Systemwechsel“. Es gibt kein ungebrochenes Verhältnis mehr zum Grundgesetz von 1949, den Grund- und Menschenrechten, dem Rechtsstaat und seinen Institutionen. Vor diesem Hintergrund starten die Organisation „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“, das Hessisches Staatsarchiv Darmstadt und das Stadtarchiv Darmstadt die Veranstaltungsreihe 75 Jahre Grundgesetz – „Demokratie braucht Menschen, die sie leben“.

Das Grundgesetz wurde zu einem stabilen Fundament der zweiten deutschen Demokratie, weil die „Mütter und Väter“ der bundesdeutschen Verfassung mit Blick auf das Scheitern der ersten deutschen Demokratie, der Republik von Weimar, und in Abkehr von der menschenverachtenden Diktatur des Nationalsozialismus die Konsequenzen zogen. In seinem Vortrag beschäftigt sich Prof. Dr. Walter Mühlhausen mit der Rolle und Bedeutung der hessischen Delegierten im Parlamentarischen Rat. Zuvor hatten die Hessen bemerkenswerte Vorschläge zur Herstellung der Einheit und zur Überwindung des Eisernen Vorhangs entwickelt. Als jedoch die westlichen Sieger im Juli 1948 den Auftrag erteilten, eine Verfassung für die Westzonen zu entwickeln, war es gerade Hessen, das den freigelegten Weg zur mehr Eigenstaatlichkeit entschlossen beschreiten wollte. Und die Delegierten aus Hessen wie Georg August Zinn, Ludwig Bergsträsser – ein enger Vertrauter des 1944 von den Nationalsozialisten hingerichteten Widerstandskämpfers Wilhelm Leuschner – oder aber Elisabeth Selbert, die mit Blick auf den unzureichenden Gleichberechtigungsartikel der Weimarer Verfassung für eine echte Gleichberechtigung im Grundgesetz kämpfte – und erfolgreich war – , erwarben sich bleibende
Verdienste. Der Vortrag beleuchtet diesen weithin unbekannten Anteil des Landes Hessen (sowie der Hessen und Hessinnen) an der Demokratiegründung im Nachkriegsdeutschland.

Prof. Dr. Walter Mühlhausen ist ehemaliger Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Stiftung Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg und lehrt als apl. Professor an der Technischen Universität Darmstadt.

75 Grundgesetz – „Deswegen!“

Ein archivpädagogisches Projekt mit dem Streetart-Künstler Jörn Heilmann für Schüler ab der 10. Klasse und für die Oberstufe (alle Schulformen) am Donnerstag, den 25. April 2024, 10 bis 15 Uhr, Haus der Geschichte. Informationen und erforderliche Anmeldung unter: harald.hoeflein@hla.hessen.de

Das archivpädagogische Projekt (unter der Leitung des Archivpädagogen Harald Höflein) gemeinsam mit dem Street-Art Künstler Jörn Heilmann beschäftigt sich mit dem Wesensgehalt unseres Grundgesetzes und warum es so wichtig ist. Ausgangspunkt sind unter anderem Fälle aus der NS-Zeit, aber auch die Lebenswege der hessischen „Mütter und Väter“ des Grundgesetzes vor und nach 1945.

In dem Projekt werden die Jugendlichen nicht nur eine Vitrinenausstellung erstellen, sondern mit dem Künstler Jörn Heilmann auch eine Street-Art gemäße Umsetzung gestalten. Am Ende soll nicht nur eine anregende und spannende Ausstellung entstehen sondern auch eine „bunte“ Botschaft für heute.

Do. 25.4.24 | 19 Uhr | Hessisches Staatsarchiv Darmstadt/Haus der Geschichte | Karolinenplatz 3 | Darmstadt | Eintritt frei