Die Hochzeit
Wehe, wenn sie losgelassen!
von Frank Horneff
Eine tragikomische Tour de Farce in den Alpen bietet die Impro-Comedy „Die Hochzeit“: Hochrangig besetzt und wunderbar schräg; Sechs Episoden, jeweils eine halbe Stunde ohne Drehbuch. Unterhaltung, wie sie sein soll, wenn das Rezept stimmt und die Zutaten passen. Gedreht wurde an nur zwei Tagen im Juni vergangenen Jahres.
„Herz, Hysterie, Hashtags“ – diese Impro-Comedy von Erfolgsautor und Regisseur Jan Georg Schütte, ein Spezialist dieses besonderen Genres ohne Drehbuch, bietet beste TV-Unterhaltung mit prominenter Besetzung: Devid Striesow, Anja Kling, Martin Brambach und Tobias Moretti sind Charakterdarsteller aus der Ersten Liga – da reichen Rollensteckbriefe und ein besonderes Faible für Improvisationskunst.
Zwei Familien aus Mecklenburg und aus Tirol mit ganz unterschiedlichen Biografien treffen vor malerischer Alpenkulisse aufeinander, um eine ganz besondere Hochzeit zu feiern: Jäcki (Luise von Finckh) und Lukas (Felix Kreutzer) sind zunächst weniger verliebt als vielmehr Teil einer oberflächlich-coolen Influencer-Community die sich, das Ja-Wort und ihre Labels live und in Farbe im Internet feiern lassen wollen – von, natürlich, möglichst vielen Followern, inszeniert von Jäckis Freundin Simone (Lena Klenke)
Das wiederum ahnen ihre Familien nicht und es sind vor allem die beiden Brautväter Devid Striesow und Martin Brambach, die an der Seite von Brautmutter Anja Kling diese Comedy zum Erfolg machen. Wie vor allem Martin Brambach glänzt, wenn ihn Regisseur Jan Georg Schütte von der Leine lässt, ist schon eine Klasse für sich. Wie auch Tobias Moretti als Vater des Bräutigams auf diesem wunderbar bestellten Impro-Feld seine ganze schauspielerische Klasse auffährt, wenn er seiner Verwunderung über die künftige Verwandtschaft zeigt: Mit einem Blick, der wie ein großes Grollen vom Berg kommt.
„Je genauer man vorbereitet ist, fast akribisch, desto besser kann man drauflos improvisieren. Ich habe eine klare Vorstellung davon gehabt, welche Figur das ist, welche Sprache sie spricht, an wen sie mich erinnert. Und was ich schon sagen muss, ist, dass die Vorbereitung für diese zwei Tage gleich intensiv und zeitaufwendig war, wie für einen Langfilm. Trotzdem hat es mir irre Spaß gemacht“ blickt der österreichische Theaterschauspieler Moretti in einem Interview auf die Dreharbeiten zurück.
Am Ende liegen die Nerven blank, doch am Ende siegt die Liebe wenn auch so ganz anders als gedacht.
Ab 5. September 2025 ab 22.20 Uhr in der ARD und jetzt schon in der ARD Mediathek, sechs Folgen, je etwa 25 Minuten.