Alternative Bestattungsmöglichkeiten

Ein Beitrag von Sabine Eller und Tom Schöpfer

Wussten Sie, dass aus einem verstorbenen Körper innerhalb von 40 Tagen neue, fruchtbare Erde entstehen kann? Die neue Bestattungsform Reerdigung macht es möglich.

Bei einer Reerdigung wird der verstorbene Körper auf ein Substrat gebettet, das aus Heu, anderem Pflanzenmaterial und Aktivkohle besteht und anschließend mit diesem Substrat bedeckt, sodass der Körper vollständig davon umhüllt ist. Der Kokon, in dem sich das Substrat befindet, wird verschlossen. Anschließend wird etwas Wasser hinzugefügt und der Kokon wird gelegentlich belüftet. Es werden keine künstlichen Stoffe hinzugefügt. Innerhalb von 40 Tagen transformiert der Körper durch die körpereigenen Mikroorganismen und Wärme, die dabei entsteht, zu Muttererde. Aktuell kann die Reerdigung lediglich in Schleswig-Holstein durchgeführt werden und die auf diese Weise transformierte Erde darf (noch) nicht auf einem hessischen Friedhof beigesetzt werden.

Foto: www.meine-erde.de

Umweltbewusstsein gewinnt überall an Bedeutung und somit auch dieses neue, umweltschonende Beisetzungsverfahren. Besonders Menschen, die einen Garten haben, sich mit der Natur verbunden fühlen, würden diese Beisetzungsform für sich wählen. Wer mehr zur Reerdigung wissen möchte findet unter den Veranstaltungstipps einen Vortrag dazu.

Der Wald ist zu jeder Jahreszeit ein Ort, der einen zur Ruhe kommen und auftanken lässt. Wie schön ist da die Vorstellung, nicht nur zu Lebzeiten im Wald zu baden, sondern auch darin begraben zu sein. „Naturfriedhof Traisa“, „12 Apostel Fischbachtal“ „Ruheforst Erbach“, „FriedWald Michelstadt und Dietzenbach“, „Trauerwald Darmstadt-Eberstadt“ … die Liste der regionalen Bestattungswälder ist in den vergangenen 20 Jahren gewachsen, analog dem Interesse der Menschen, sich unter einem Baum bestatten zu lassen. Angesichts der trockenen Sommer und den dadurch schwächelnden Bäumen, wird jedoch achtsamer auf die Baumbestattung geschaut. Trittsicher bis ins hohe Alter sollte man auch sein, wenn man die dort begrabenen Menschen besuchen möchte.

Heißluftballon-, Diamant- und Weltraumbestattungen hören sich spannend an, doch in der Realität entscheiden sich die meisten Menschen für ein Grab auf dem Friedhof oder die Bestattung im Wald. Für uns Darmstädterinnen und Darmstädter sind See-, Bergbach-, oder Almwiesenbestattungen einfach zu weit weg, als dass sie häufig gewählt würden – aber spannende Alternativen sind sie allemal. Es ist gut, dass die kommunalen Friedhöfe neben den klassischen Grabformen auch pflegefreie Wiesen- und Gemeinschaftsgräber, Friedparks und Baumbestattungen anbieten, um den Bedürfnissen der Menschen entgegenzukommen. Der Wunsch, die Asche gestorbener Menschen ausgehändigt zu bekommen, um sie auf den sprichwörtlichen Kaminsims zu stellen oder am Urlaubsort zu verstreuen, nimmt zu. Doch die Bestattungsgesetze verbieten das (derzeit noch). Sie hinken, wie so viele Gesetze, den Bedürfnissen der Menschen hinterher. Gerade wenn es um Leben und Tod geht, gibt es viele ethische Blickwinkel.

Ganz neu in Deutschland ist die Lavation. Sie ist noch in der Erprobungsphase. Bei der Lavation wird der menschliche Körper mit einem sanften, warmen Sprühnebel aus Wasser und Elektrolyten benetzt und zersetzt sich innerhalb von 18 Stunden. Nach aktuellem Wissensstand kann von einer Emissions- und Energieeinsparung von 90 % gegenüber der Feuerbestattung ausgegangen werden.

Eines ist klar: Es gibt nicht die eine richtige Bestattungsform. Denn letztendlich geht es um Vielfalt und um Nachhaltigkeit sowie um eine an den Bedürfnissen der Menschen orientierten Bestattungskultur. Es geht bei allen beschriebenen Bestattungsformen darum, den eigenen richtigen Abschieds- und Trauerweg zu finden und dabei zu prüfen, ob man ein Grab braucht, um dort zu trauern, ob Kinder und Jugendliche selbständig das Grab erreichen können, ob man den Angehörigen die Grabpflege ersparen möchte, ob man den ökologischen Fußabdruck klein halten möchte, und um vieles mehr.