Nachruf Lothar Baumann

VORHANG AUF-Autor Frank Horneff im Lilienblog zum Tod von Trainer-Legende Lothar Buchmann: Ein Leben für den Fußball.

Lothar Buchmann, Foto: Florian Ulrich

Der Baumeister

Immer dann, wenn er in den vergangenen Jahren zu Gast am Böllenfalltor war, dort, wo er sich nach eigenem Bekunden zu Hause fühlte, war er meistens mit einem zufrieden-verschmitzten Lächeln zu erleben. Das hatte seinen Grund, denn er war der Baumeister einer großen Zeit am Böllenfalltor, einer Epoche, die mit dem legendären Aufstieg der „Feierabendfußballer vom Böllenfalltor“ 1978 begründet wurde. Lange vorbei und doch stets präsent. In der Nacht auf den 21. November 2023 ist Lothar Buchmann gestorben. Buchmann wurde 87 Jahre alt.

Eine ZDF-Doku über die Darmstädter Feierabend-Fußballer jener Zeit zeigt den Verwaltungsbediensteten Lothar Buchmann tagsüber bei seinem Job in der Heppenheimer Kreisverwaltung – und am Spätnachmittag dann auf dem Trainingsplatz am Böllenfalltor. Er sei „der erste Quälix“ gewesen, hieß es einst unter Sportjournalisten – dabei wurden dem im Breslau geborenen Buchmann die gerne als „preußisch“ beschriebenen Tugenden wie Disziplin und Ordnung vermutlich in die Wiege gelegt. Geschadet jedenfalls habe das keinem seiner Männer. Das hat er gerne erzählt, begleitet vom ihm eigenen, verschmitzten Lächeln.

1976 kam Lothar Buchmann zum ersten Mal als Cheftrainer ans Böllenfalltor, 1978 folgte der sensationelle Bundesliga-Aufstieg. Da wurden Darmstädter Helden geboren und deutschlandweit Fußballgeschichte geschrieben. Unvergessen für jene, die damals dabei sein konnten, sind die Feierlichkeiten bis heute – die Innenstadt in Blau und Weiß, Buchmann und seine Aufstiegshelden auf dem Darmstädter Luisenplatz. Jetzt ist mit Lothar Buchmann auch der Vater dieses Erfolgs gegangen. Mit dem Trainer Lothar Buchmann begann zudem für viele treue Lilien-Fans ihre Liebe zum Verein. Auch für den Autor dieser Zeilen: 30. Dezember 1978, 3:1-Heimsieg gegen den VfL Bochum. An der Seitenlinie für die Lilien: Trainer Lothar Buchmann. Das erste und einzige Spiel eines gewissen Bum Kun Cha im Lilientrikot. Der sollte Jahrzehnte später gemeinsam mit Buchmann in der Böllenfalltor-Halle sitzen und von vergangenen Zeiten erzählen. Verschmitzt lachend. Alle beide. Unterbrochen nur von den Selfie-Wünschen der VIPs, die zumeist allein vom Alter her die beiden Herren nur aus Erzählungen kennen konnten. Buchmann machte das gerne mit und erzählte genauso gerne von früher – als seine Lilien zum ersten Mal Geschichte schrieben.

Lothar Buchmann wird stets ein Teil der großen Lilien-Familie bleiben. Ein wichtiger Teil. Ein Teil, der nie vergessen gehen wird.

Und so sei an dieser Stelle jede gebotene journalistische Distanz für den Moment beiseitegeschoben: Danke, Lothar Buchmann! Allen Respekt vor diesem Leben für den Fußball. Und für die Lilien.