Konsequent
Wieder und wieder versuchte Werner P. die noch erkennbaren Buchstaben auf dem nassen Stück Papier zusammen-zu setzen, um daraus sinnvolle Worte zu bilden.
Zwei Uhr nachts … zu Füßen Ludwig IV … Zehntausend …
Mehr konnte er nicht entziffern. Auf dem Rest des Blattes war die Tinte zu einem bizarren Rohrschachbild zerflossen.
Der Blick des Herrn P. fiel auf das beigefügte Foto.
Verdammt gute Qualität, dachte er.
Verfänglich war die Situation schon. Er kniete vor ihr. Beide nackt. Beim Anblick des Bildes hatte sich nicht nur Ärger in ihm breit gemacht, sondern auch ein warmes Gefühl. Diese Frau war es wert. Sie sah nicht nur gut aus, fühlte sich gut an, sondern roch und schmeckte auch gut. Selbst ihre Stimme klang noch in seinen Ohren nach. Alle Sinne wurden von ihr angesprochen. Ihm wurde bewusst, dass er sie nicht nur körperlich begehrt hatte. Irgendwie hatte er sie wirklich geliebt, auf seine Art und Weise.
Ich werde erpresst, dachte er und zog die Augenbrauen nach oben. Mit einem Schlag wurde ihm der offenkundige Nachteil seines hohen öffentlichen Amtes bewusst. Tatsächlich, er war erpressbar.
„Ich lasse mir von keinem mein Leben kaputt machen“, hörte er sich selbst lauter als nötig sagen, als der Ärger in ihm gesiegt hatte.
Sie wird mich immer wieder erpressen. Wer weiß, wie viele Bilder sie noch gemacht hatte, dachte er weiter. Sein Plan stand fest. Beherzt griff er zum Telefon.