Georg Moller

Ein großer klassizistischer Baumeister Darmstadts

Ein Beitrag von Nikolaus Heiss

Kirche St. Ludwig

Georg Moller (1784–1852) wurde nach einem Architekturstudium in Hannover, weiterer Ausbildung bei Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe und einer zweijährigen Studienreise durch Italien bereits 1810 im Alter von 26 Jahren Oberbaurat und Hofbaudirektor des Großherzogtums Hessen-Darmstadt. In Darmstadt wohnte und arbeitete er bis an sein Lebensende 1852, plante und baute aber auch in anderen Städten des Großherzogtums wie in Jugenheim (Schloss Heiligenberg), Mainz (Staatstheater 1833) sowie in Wiesbaden (Stadtschloss 1841, seit 1949 Hessischer Landtag).
Es war die napoleonische Zeit mit bedeutenden politischen und sozialen Veränderungen mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der Erhebung Darmstadts zum Großherzogtum, dem Wiener Kongress und der ersten liberalen Verfassung, die Großherzog Ludewig I. 1820 verkündete. Mit der von Moller entworfenen Ludwigssäule, dem „Langen Ludwig“, wurde der Fürst gewürdigt. Die Bronzeskulptur von Ludwig Schwanthaler hält die Verfassung in der Hand. Mit ihr waren alle Hessen vor dem Gesetz gleich, die Pressefreiheit wurde gewährleistet, alle christlichen Konfessionen hatten nun gleiche Rechte, die Leibeigenschaft wurde aufgehoben und die Wehrpflicht eingeführt. Gleichzeitig war die Zeit geprägt von revolutionären Bestrebungen, die in der Streitschrift „Der Hessische Landbote“ verfasst von Georg Büchner und Ludwig Weidig, ihren Ausdruck fanden.

Georg Mollers erste und gleichzeitig zeitlich umfangreichste Aufgabe war die Erweiterung der Stadt nach Westen, der sogenannten Mollerstadt. Dieses 750 x 650 Meter große Geviert mit seinem orthogonalen Straßenraster erstreckte sich beidseitig der barocken Magistrale Rheinstraße. Dieser dominierenden absolutistischen Achse setzte Moller mit der Neckarstraße eine annähernd gleichwertige Straße entgegen. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte entstanden in der Mollerstadt viele zwei- und dreigeschossige klassizistische Stadthäuser nach einheitlichen Gestaltungsregeln. Am Kreuzungspunkt der Rheinstraße mit der Neckarstraße baute er das Kasino, ein Haus der vereinigten Gesellschaft für Geselligkeit und Unterhaltung, das leider in der Brandnacht 1944 zerstört wurde, genauso wie nahezu alle Stadtvillen. Erhalten geblieben ist nur das Straßenraster.

Langer Ludwig mit Säule auf dem Luisenplatz

Von seinen vielen prägenden Bauwerken sind nur wenige erhalten geblieben oder wurde in veränderter Form wieder aufgebaut. In chronologischer Reihenfolge ihrer Entstehung sind es folgende Bauwerke:

Vor 1817 wurde das Rheintor am westlichen Ende der Rheinstraße nach Mollers Entwurf errichtet. Nach dem Verlust seiner Funktion als Stadttor integrierte man die klassizistische Dreierarkade als Eingang in die neu entstandene Kunsthalle. Noch heute erinnert die Arkade am Steubenplatz an das Rheintor.

1817–1818 entstand das Versammlungshaus Loge „Johannes der Evangelist zur Eintracht“. Sie wurde in der Brandnacht stark beschädigt und 1962 – 1966 unter Erhaltung des Säulenportikus in veränderter Form wieder errichtet.

Das ehemalige Hoftheater, der Mollerbau, von stark stadtbildprägender Wirkung wurde 1818/19 errichtet, brannte 1871 ab und wurde 1879 in veränderter Form unter Einbeziehung des originalen klassizistischen Säulenportikus wieder aufgebaut und nach Kriegszerstörung erst 1986 in der erhaltenen Hülle das Haus der Geschichte mit Stadt- und Staatsarchiv eingerichtet.

Das biedermeierliche Teehäuschen um 1820 im Wolfskehlschen Garten wird Georg Moller oder seinem Umkreis zugesprochen. Während die Villa im Park dem Krieg zum Opfer fiel, blieb das Teehäuschen erhalten.

Die Kirche St. Ludwig, in exponierter Lage auf der Kuppe des Riedeselbergs geplant, war 1822–1827 der erste katholische Kirchenbau seit der Reformation in Darmstadt. Das bauliche Vorbild war für Moller das römische Pantheon. In der Brandnacht 1944 ausgebrannt, wurde zunächst überlegt, die Ruine als Mahnmal zu erhalten, jedoch entschied man sich 1954 zum Wiederaufbau in der alten Form.

Das Alte Mausoleum auf der Rosenhöhe, 1826 für die im Alter von fünf Jahren verstorbene Prinzessin Elisabeth gebaut, hat den Krieg völlig unbeschadet überstanden.

Das Neue Kanzleigebäude am Mathildenplatz plante Georg Moller 1825 im Stil florentiner Renaissancepaläste. Nach umfassender Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es in seinen wesentlichen Teilen wieder aufgebaut.

1835 ließ sich Prinz Karl von Moller ein Palais im schlichten klassizistischen Stil erbauen. Das Gebäude in der Wilhelminenstraße 34 ist im Wesentlichen unverändert erhalten.

Die Villa Flotow in der Dieburger Straße, erbaut um 1840 gehört zu den schönsten Beispielen klassizistischer Architektur in Darmstadt. Ihr Entwurf wird Georg Moller zugeschrieben. Sie ist weitgehend unbeschädigt.

Die Ludwigssäule, den Langen Ludwig, entwarf Moller als Ehrensäule für den ersten Hessischen Großherzog Ludewig I. als Stifter der Verfassung. Sie wurde 1844 auf dem Luisenplatz eingeweiht und hat 100 Jahre später das Inferno der Brandnacht 1944 unversehrt überstanden.