Der Auftrag
Langsam erwachte der Tag, der Himmel rot getönt, die Luft klar und kühl. Vogelgezwitscher überall. Klaus-Dieter Hermann genoss den frühmorgendlichen Lauf, der ihn am innerstädtischen See, dem Großen-Woog, vorbeiführte. Dreimal wöchentlich joggte er hier in Richtung des Botanischen Gartens bis hin zum Hofgut Oberfeld und dann weiter in Richtung Wald. Seine Gedanken flossen frei und schwebten zu den ersten Verhandlungsgesprächen des Tages. Seit Jahren war er ein erfolgreicher Investmentmanager und seinen nächsten Millionen-Coup würde er genau um 9:30 Uhr einfädeln.
Als Klaus-Dieter Hermann den kleinen Parkplatz am Waldrand querte, öffnete sich die Fahrertür eines klapprigen VW-Busses. Ein breitschultriger, gut gekleideter Mann Mitte zwanzig stieg langsam aus. „Sind Sie Herr Hermann? Klaus-Dieter Hermann“, fragte er, als der Geschäftsmann näherkam.
Der Jogger war überrascht und neugierig. „Wer will das wissen?“, fragte er zurück.
„Sind Sie es oder sind Sie es nicht?“
„Natürlich bin ich es. Was wollen Sie?“
„Okay“, sagte der breitschultrige, „einen Augenblick bitte.“ Er ging zu dem VW-Bus, griff nach der Waffe und dem Schalldämpfer, die er auf den Beifahrersitz gelegt hatte, drehte sich um und nutzte den Weg zurück, um den Schalldämpfer auf den Lauf der Waffe zu schrauben.
„Was soll das? Was haben Sie vor?“, fragte Klaus-Dieter Hermann verdutzt.
„Ihre Frau hat mich beauftragt. Ich werde Sie jetzt erschießen.“
Der Investmentmanager blickte den Auftragskiller abschätzig an und lachte plötzlich laut los. „Meine Frau … hahaha … hat Sie beauftragt. Das hätte ich Ihr gar nicht zugetraut … hahaha … köstlich.“