Dies war sein erster Überfall. Georg hatte alles mehrfach in seinem kleinen Hotelzimmer und in Gedanken durchgespielt. Trockenübung nannte er das, nun war es aber keine Übung und er musste kurz überlegen, was als nächstes zu tun war. Da sah er den älteren Bankangestellten, wie er langsam unter das Beratungspult kroch. „Keiner rührt sich“, kreischte Georg, doch es war zu spät. Der Mann hatte einen Knopf gedrückt, der unter dem Stehtisch angebracht war.
Ein Schuss löste sich. Der Mann schrie auf.
„Scheiße“, schrie Georg.
„Scheiße“, zischelte der Anzugsträger zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch und starrte entsetzt auf den rasch größer werdenden nassen Fleck auf seinem rechten Oberschenkel. Er kroch mit schmerzverzerrtem Gesicht unter dem Beratungstresen hervor und richtete seinen Oberkörper auf. Georg beobachtete den angeschossenen Mann starr vor Schreck. Das hatte er nicht gewollt. Wie sollte es nun weitergehen? Georg dachte krampfhaft nach.
Der Verletzte hatte ganz andere Probleme, vor ein paar Wochen hatte er seine Erst-Hilfe-Ausbildung aufgefrischt und wusste, dass er das Bein schnellstmöglich abbinden musste. Anscheinend war die Hauptschlagader verletzt, der Blutverlust war immens. In diesem Moment war ihm der Bankräuber egal. Er musste sich um sich selbst kümmern. Panik stieg in ihm auf. Hektisch fingerte er an seinem Gürtel herum, öffnete die Gürtelschnalle und zog unter Schmerzen, den Lederriemen aus den Schlaufen.
Als Georg das zur Fratze entstellten Gesicht sah und die Gürtelschnalle, konnte er nicht mehr nachdenken. Alle Kraft floss aus ihm heraus. Der Raum, der ihn umgab, zerschmolz und er wusste, was nun kommen würde. Er musste sich schützen, also kippte er einfach nach vorne um und ließ seinen Körper zu Boden gleiten. Ein weiterer Schuss löste sich und Personen schrien auf. Georg lag auf dem Boden, kauerte sich zusammen wie ein Baby und schloss die Augen. Er musste nun solange ausharren bis alles vorbei sein würde.
Das Tatü-Tata des näher kommenden Polizeifahrzeuges beruhigte den Bankangestellten, der es geschafft hatte, den Lederriemen um den Oberschenkel zu legen und die Gürtelschnalle zu schließen.