Cassandra | Netflix
Absurdes Blechbüchsentheater
So kann es also kommen, wenn Alexa oder Siri nicht auf Alexa oder Siri hören, sondern auf Cassandra.
Zugegeben: Cassandra ist im Vergleich zu Alexa und Siri ein Stück aus dem Museum. Ein Miststück, allerdings. Das ist derzeit in der sechsteiligen ersten Staffel der gleichnamigen Serie auf Netflix zu sehen (empfohlen ab 16) und es erschreckt tatsächlich für den Moment, dabei zuzusehen, wie die zunächst schlummernde robotermäßige Haushaltshilfe (neudeutsch: KI) mit dem Charme eines Farbfernsehers auf Rollen versucht, sich nach und nach die Kontrolle über die Familie Prill zu sichern.
Als Samira (Mina Tander) mit ihrem Mann David (Michael Klammer) und den gemeinsamen Kindern Fynn (Joshua Kantara) und Juno (Mary Tölle) in das leerstehende Haus einzieht, wird Cassandra aus ihrem jahrzehntelangen Schlaf erweckt. Der sprechende Roboter ist mit im ganzen Haus installierten Bildschirmen vernetzt und stellt die Familie bald vor Herausforderungen: Cassandra will ein Teil der Familie werden. Sie macht es mit ihren merkwürdigen Methoden vor allem Mutter Samira schwer.
Cassandra ist so dermaßen absurd und schräg, dass es fast schon wieder gut ist. Aber eben nur fast. Denn was bitte hindert Vater, Mutter, Kind daran, der nervigen Blechbüchse auf Rollen kurzerhand den Strom abzuschalten? Da mag es parallele Schaltvorrichtungen geben – hin oder her – dieses rollende Stück Blech sollte beherrschbar sein. Eigentlich. Und eigentlich ist die Idee wie geschaffen für eine ansehnliche Mystery-Serie. Oder eine klassische Sci-Fi-Nummer, durchaus augenzwinkernd in Zeiten von Smart-Home und KI. So bleibt am Ende, mit viel Wohlwollen, sowas wie… absurd missglückte Comedy.