Alle Jahre wieder
Zerknittert wie ein achtlos weggeworfener Kassenzettel, so stand der alte Mann im Eingangsbereich der großen Bank. Minutenlang beobachtete er das geschäftige Treiben ganz genau. Leicht wankte er hin und her, als wäre er die letzte Tanne auf einem gerodeten Waldstück im Wind. Sein hagerer Körper war eingewickelt in einem Trenchcoat. Überall auf dem Mantel verteilt, große Flecken. Die Grundfarbe des Mantels war wohl einmal hellgrau gewesen. Aber das war wohl schon Jahre her. Davon sprachen die Risse und Löcher, die ihn schmückten.
Zeit verging.
Irgendwann hatte der alte Mann einen Entschluss gefasst. Er bewegte sich schlurfend auf den verglasten Kassenraum zu, zog die Waffe aus der Tasche seines Trenchcoats, richtete sie auf den Angestellten und nuschelte mit leiser Stimme: „Hände hoch! Her mit dem Geld!“ Gleich darauf fügte er schüchtern hinzu: „Wird`s bald.“
„Entschuldigen Sie, dass ich lache“, hielt ihm der Bankangestellte entgegen, „Sie halten eine Wasserpistole in Ihrer Hand.“ Im selben Moment drückte er den Alarmknopf, mehr aus Reflex als aus Angst.
„Ich weiß“, nuschelte der alte Mann, „aber ich habe sie mit Woogswasser gefüllt. Blaualgen, sie verstehen? Und jetzt her mit dem Geld. Kleine nicht nummerierte Scheine.“
„Entschuldigen Sie nochmals, da ist eine Glasscheibe zwischen mir und Ihnen. Selbst wenn Sie eine Säure in Ihrer Wasserpistole hätten, Sie können mich nicht bedrohen“, versuchte der Angestellte einigermaßen logisch zu argumentieren.
„Sie sind zu blöd, um Ihren Job zu machen“, blaffte der alte Mann.
„Hören Sie, Sie sind betrunken“, wehrte sich der Mann hinter der Glasscheibe.
„Na und, morgen bin ich wieder nüchtern und Sie sind immer noch zu blöd für den Job“, konterte der alte Mann und lächelte verschmitzt frech. Im nächsten Moment schlug er mit der Pistole auf die Scheibe ein.