Ein Tag mit Mangold

Opernerstaufführung nach rund 175 Jahren

Carl Amand Mangold, 1813–1889

175 Jahre dauerte ihr Dornröschenschlaf, jetzt wird sie endlich zu neuem Leben erweckt: Die Oper „Gudrun“ des Darmstädter Hofmusikdirektors Carl Amand Mangold (1813–1889) erklingt erstmals wieder durch den Konzertchor Darmstadt, der Darmstädter Hofkapelle und Gesangssolisten in einer halbszenischen Aufführung im Darmstadtium.

Die Aufführung war in diesem Jahr schon am 26. Mai 2024 geplant, musste aber auf den 6. Oktober 2024 verschoben werden. Am Aufführungstag werden erklärende Veranstaltungen wie begleitende Kurzvorträge und Musik an verschiedenen Veranstaltungsorte zur Person Mangold und zum Konzert stattfinden. U.a. um 11 Uhr der Vortrag „Carl Amand Mangold und das höfische und bürgerliche Musikleben in Darmstadt in der ersten Hälfte 19. Jahrhunderts“ von Prof. Dr. Ursula Kramer und Dr. Peter Engels unterstützt durch das Bläserquintett Ensemble fantastique im Vortragsaal des Staatsarchiv, (Karolinenplatz). Und vor Konzertbeginn um 18.15 Uhr eine Werkeinführung von Prof. Dr. Ursula Kramer.

Der Konzertchor Darmstadt hat sich in der Vergangenheit immer wieder mit der Darmstädter Musikgeschichte beschäftigt und Carl Amand Mangolds Oratorium „Abraham“ sowie seine Oper „Tanhäuser“ erstmals wieder aufgeführt.

So. 6.10.24 | 19 Uhr | darmstadtium | Darmstadt | Karten ab 30 Euro | www.konzertchor-darmstadt.de oder www.ztix.de

Zur Oper „Gudrun“

Carl Amand Mangolds Oper „Gudrun“ war, als sie 1850 uraufgeführt wurde, ein zentraler Beitrag im Bestreben, endlich dauerhaft eine deutsche romantische Oper als Konkurrenz zu den italienischen und französischen Opernimporten, die die Spielpläne der deutschen Hoftheater dominierten, zu etablieren. Jahrzehnte bevor Richard Wagner mit seiner Nibelungen-Tetralogie an die Öffentlichkeit trat, war es der Darmstädter Hofmusikdirektor Mangold, der sich ebenfalls mit den nordischen Sagen des Mittelalters produktiv auseinandersetzte und seine Gudrun-Oper vorlegte. Der Stoff entstammt der Edda-Sammlung, neben dem Nibelungenlied das zentrale mittelalterliche Epos der Germanen. Wie Wagner kümmerte sich auch Mangold selbst um sein Libretto, verlegte die Handlung des altdeutschen Heldenlieds allerdings nach England in die Zeit der normannischen Invasion: Die Tochter des angelsächsischen Königs wird heiraten, es gibt drei Bewerber. Einer der beiden Abgelehnten entführt sie daraufhin, erst nach gefahrvollen Situationen gelingt am Ende die Rettung und Befreiung durch den Erwählten.

Mangold hatte vor „Gudrun“ bereits andere Opern komponiert, und er war weit über Darmstadt hinaus bekannt für seine Lieder mit volkstümlicher Note. Auch an „Gudrun“ schätzte die zeitgenössische Presse die melodische Schlichtheit. In ganz Deutschland berichteten die Musikzeitungen begeistert über die Darmstädter Uraufführung.

Ausführende

Szene: Thomas Kiemle
Dirigent: Wolfgang Seeliger
Orchester: Darmstädter Hofkapelle
Konzertchor Darmstadt