Werkschau der Fotografin Gabriele Lorenzer (1937–2017)

Millionenfach wurden Gabrieles Arbeiten gesehen und geschätzt. Auch in der Gegenwart haben die Arbeiten nichts von ihrer Intensität und Qualität eingebüßt.

Ende der 1960er Jahre fotografiert Gabriele Lorenzer 36 kleine Dinge aus der Natur (wie Blätter, Früchte oder Schmetterlinge) auf knallbunten Untergründen – eine Symbiose von Umwelt und Pop-Art; diese Bilder bietet sie dem Otto Mayer Verlag als Memory-Spiel an: Der Erfolg ist überwältigend, das Spiel wird weltweit in Millionenauflagen verbreitet. Generationen sind mit diesen Bildern im Kopf aufgewachsen.

Motiv Ökötest Kopierer, Foto: Gabriele Lorenzer / Sammlung Lorenzer Archiv

Es folgen eine Reihe von Bilderbüchern, vorwiegend für Kinder im Vorschulalter. Mit ihren Bild­geschichten hebt Gabriele Lorenzer das Genre auf eine neue Ebene: »Diese geniale simple Idee« schreibt Die Zeit über »Drei Äpfel«, »Wortlose Literatur« das Börsenblatt des Buchhandels zum »Efeuhaus«, »Die Vergänglichkeit aller Erscheinungen« die FAZ zu »Etwas – Nichts«.

Gabriele Lorenzer Buchtitel, Foto: Gabriele Lorenzer / Sammlung Lorenzer Archiv

Gabriele Lorenzer wächst in Leipzig und im Schwarzwald auf, zur Fotografin ausgebildet wird sie an der Lette-Schule in Berlin; ihr Volontariat im Zürcher Atelier von Josef Müller-Brockmann konfrontiert sie mit der Schweizer Grafik. 1964 startet sie ihr eigenes Atelier in Frankfurt am Main, zunächst mit Arbeiten für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt. Frankfurt bleibt bis ins neue Jahrtausend ihr Wohn- und Arbeitsort. Ab Mitte der 1980er Jahre engagiert sich Gabriele Lorenzer am Aufbau des Öko-Test Magazins, inszeniert und fotografiert sieben Jahre lang zu jedem Test ein Bild als positive Utopie, als Gegenwelt zu den tristen Testergebnissen: »Gabriele Lorenzer sieht die Dramen im Unscheinbaren und sucht nach einer Inszenierung, die die Geschichte eines solchen Dramas am besten erzählen kann. Oder sie hält mit ihren an Alte Meister erinnernden Stillleben den Blick des Betrachters an«. FAZ

Das INTeF zeigt die erste umfassende Ausstellung, kuratiert von Prof. Christof Gassner, Jürgen Herbst und Prof. Christian Lutsch, zum Gesamtwerk von Gabriele Lorenzer: neben Spielen, Kinderbüchern und Öko-Test-Szenen auch Fotografien aus dem Wartesaal im Zürcher Hauptbahnhof, Bilder aus dem Leben von Kater »Dümpel«, Landschaften aus den Schweizer Alpen, aus Irland, aus dem peruanischen Urwald und aus der Gascogne in Südfrankreich. Hier, in ihrem Haus nahe dem kleinen Ort Cézan, verbrachte sie zurückgezogen ihre letzten Lebensjahre.

Institut für neue technische Form (INTeF) | Friedensplatz 11 | Darmstadt www.intef.info | Öffnungszeiten Di. bis Sa. 11 bis 17 Uhr, So. 11 bis 14 Uhr | www.intef.info

INTeF

Gegründet 1952, ist das INTeF eines der am längsten aktiven Institutionen zur Designvermittlung  in Deutschland. Über 400 Ausstellungen zu relevanten Designdisziplinen wie Industriedesign, Kommunikationsdesign, Fotografie und Architektur zeugen von diesem Engagement. Von Beginn an sammelt das Institut für Neue Technische Form Beispiele gut gestalteter Produkte. Ganz im Sinne der Gründungsintention des INTeF, werden Werke der Öffentlichkeit präsentiert, die sich zum einen durch eine hohe Qualität auszeichnen, zum anderen für ihre Zeit als wichtig erachtet werden. Jede Dekade zeichnet sich durch spezifische politische, kulturelle und ökonomische Hintergründe aus, die sich auch in der Formensprache bestimmter Produkte widerspiegeln.

Arbeitsgruppe Lorenzer Archiv

Christof Gassner, Jürgen Herbst und Christian Lutsch – eine Arbeitsgruppe ehemaliger Freunde und Kollegen von Gabriele Lorenzer, die aktuell den fotografischen Werknachlass betreuen. Sie wollen das Werk Gabriele Lorenzer gerne archiviert und präsentiert sehen. Alle Abbildungen von der Fotografin liegen als Originale oder Fotonegative vor. Ein visueller Schatz der Zeitgeschichte und Lebenswirklichkeit.

lorenzer-archiv@wortbildraum.de