Premiere: „Volpone“ heißt das neue Stück der Hessischen Spielgemeinschaft

Gewohnt spielfreudig und mit buntem, lautstarkem Tam-Tam gleich zu Beginn startet das neue Stück der Hessischen Spielgemeinschaft auf der Terrasse des Darmstädter Staatstheaters. Seit dem „Fröhlichen Weinberg“ (2018), „Ein Sommernachtstraum (2020)  und „Arsen und Spitzenhäubchen“ (2022) ist „Herr Fuchs oder einfach: Volpone“ das inzwischen vierte Freiluft-Schauspiel und die dritte Inszenierung der traditionsreichen Darmstädter Laienspiel-Institution mit Regisseurin Judith Kuhnert („Frau Müller muss weg“) unter freiem Himmel.

Die Erbschleicher Herr Geier (Oliver Noweck), Herr Rabe (Jürgen Völger) und  Herr Krähe (Thomas Schüler) kreisen wie  Aasfresser um den vermeintlich dahinsiechenden Herrn Fuchs (Yvonne Raftopoulo), der die Mär von seinem bevorstehenden Tod durch seinen so spitzfindigen wie spitzbübischen Diener Mücke (Karin Heist) verbreiten lässt.

Es spielen sich turbulente Szenen ab, garniert mit impulsiven Auftritten vor allem des schmierigen Sohns Leo Rabe (Jörg Friedrich „Fiete“ Schmidt), der aufgebrezelten Kurtisane (Petra Schlesinger) den mit zum Markenzeichen gewordenen ausladenden Gesten agierenden Ralf Hellriegel als Richter und Annika Grüschow, die als Gattin des Kaufmanns mit ihrem besonders übertriebenem Bühnen-Pathos das Commedia dell‘ Arte-Stück besonders verinnerlicht hat.

Mehr als nur Nebendarsteller sind die Gaukler, angeführt von Ute Bauer, die mit großem Kochtopf bewaffnet die italienische Mama gibt und dabei überzeugend alle Klischees erfüllt – ihr gelingt es gar, besonders im ersten Teil der unterhaltsamen 90 Minuten vom Geschehen auf der Bühne hin und wieder abzulenken, denn gerade in dieser ersten Hälfte braucht das Stück lange, um zum eigentlich klaren Kern der Handlung zu führen.

Umso mehr Fahrt nimmt das venezianische Spektakel unter freiem Himmel in der zweiten Hälfte auf, musikalisch kreativ gestaltet von Timo Willecke, während der Premiere begleitet von Lucas Dillmann. Im kommenden Jahr steht dann das Jubiläumsjahr der Hessischen Spielgemeinschaft an. Welches Stück sich zum hundertjährigen Bestehen dieser legendären Darmstädter Theatereinrichtung ganz besonders anbieten würde, dürfte kein allzu großes Rätsel sein.

Frank Horneff