29.4. bis 1.5.23 | Blumen für Dich
Arheilger Künstlerin malt „Blumen für dich“
Das Bild des Mädchens mit dem roten Kopftuch und dem riesigen Strauß blauer Stiefmütterchen ist das Leitmotiv und gibt den Titel vor: „Blumen für Dich“ heißt die Ausstellung, die ihr Publikum mit bunten, heiteren Malereien bezaubern will.

Edeltraud Lehmann, eine in Darmstadt-Arheilgen wohnhafte Künstlerin, die den Bereich der Art de Coeur, auch als naive Malerei bezeichnet, mitgeprägt hat, besitzt die Fähigkeit, auch dem Alltäglichen Glanzpunkte abzugewinnen und das Erlebte in lichte Farbträume zu verwandeln. „Was mir gefällt und Freude macht, versuche ich, mit Pinsel und Farbe wiederzugeben“, sagt sie. „Mit meinen Bildern möchte ich Lebensfreude wecken.“
Angefangen hat alles mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit in der Telefonseelsorge. Da war sie mit so viel Leid und Not konfrontiert, dass dringend ein Ventil her musste, ein Gegenpol. Auch das Schöne ist doch immer da, allem Schlimmen zum Trotz. Man muss es nur zulassen, finden, sehen.
Und auf den Notizblättern, die während der Telefonseelsorge-Gesprächen neben ihr lagen, sind plötzlich Skizzen entstanden – Erinnerungen an die nordische Landschaft, in der sie aufgewachsen ist, ans Meer und den blauen Himmel, an Begegnungen mit lieben Menschen.
Und auf einmal wusste sie, ja, ich will malen. Die freundlichen Seiten des Lebens würdigen, festhalten, daran wachsen an Weitsicht und Bewusstheit. Und vielleicht auch anderen Menschen damit Freude bereiten.
Zu ihren Fragen hatte sie Erkundungen eingezogen. Wie geht das technisch? Welche Farben, welche Utensilien werden gebraucht? Und dann hat sie spontan losgelegt. So, wie es aus ihr herausbrach.
Malunterricht hatte sie nie. Ihr erstes Bild hatte sie für ihren geliebten Mann Jochen gemalt: Einen himmelblauen „Sonntag in Kiel.“ Und das war gleich ein solcher Erfolg, und das Malen hatte ihr so viel Freude bereitet, dass sie gar nicht anders konnte, als weiterzumachen.
Inzwischen hat Edeltraud Lehmann mindestens 330 Bilder gemalt – so ganz genau weiß sie das gar nicht. Ihre Arbeiten waren ausgestellt in Paris, in Bresk, in Jagodina/Serbien, im Museum Rade in Hamburg, natürlich in Darmstadt, wo sie zu Hause ist und immer wieder in Karlovac/ Kroatien, um nur einige der vielen Ausstellungsort zu nennen.
Ihre farbenfrohe Malerei ziert nicht nur Holzbilder, sondern auch Steine, Eier, Treibhölzer, alte Fensterrahmen und sonstige Dinge des Alltags, die sie durch ihre Malerei verschönert. Die Bilder wurden vielfältig gedruckt als Porzellanteller, Postkartenserien, Kalenderblätter, Puzzlespiele und sie sind zu bewundern als Buchillustrationen – vor allem in den Sachbüchern des Schriftstellers und Kunstsammlers Rolf Italiaander (1913-1991), der immer wieder neue Tableaus angefordert hat.
Die naiven Malereien der Künstlerin – historisch exakt recherchiert und mit viel Liebe zum Detail gestaltet – sind wunderbare Ergänzungen zum Sachbuchtext. Lehmanns „Fischfrauen am Pregel in Königsberg“ und „Pit, Jan und Kees aus Hindeloopen“ sind bei Italiaander abgedruckt – und auch „Erik Lorenzen und seine Galionsfigur.“

Der Seefahrer Lorenzen war auf der Insel Föhr beheimatet, einem der Lieblingsorte Edeltraud Lehmanns. Im Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum in Wyk auf Föhr hatte sie bei einem ihrer vielen Besuche auf der Insel Erik Lorenzens Original-Galionsfigur entdeckt. Und sie war derart beeindruckt von dem in die Jahre gekommenen Idol mit den abgeblätterten Farben, dass sie ein Bild gemalt hat von Lorenzen, der gerade dabei ist, seine hölzerne Deern aufzufrischen.
Das Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum plant, demnächst eine ganze Postkarten-Sammlung mit ihren Föhr-Motiven herauszubringen.
Das platte Land und das Meer und alles, was mit der Schifffahrt zu tun hat, ist ihr bis heute ganz nah und sie hat es in vielen ihrer Bilder thematisiert. Kein Wunder, ist sie doch die Tochter eines Kapitäns. Aufgewachsen ist sie im Dithmarschen; dort, wo der Nord-Ostsee-Kanal in die Elbe mündet, gelebt hatte sie dann in Kiel und in Hamburg, bevor sie der Liebe wegen nach Darmstadt kam. Und auch zum Thema „Darmstadt“ gibt es von ihren Bildern Postkartenserien.
Jedes ihrer Gemälde hat seine eigene Geschichte, erzählt von einer glücklichen Begebenheit, spiegelt einen besonderen Moment, hält eine kostbare Erinnerung fest.
Der Betrachter reist mit in eine heile Welt, in der die Menschen freundlich miteinander umgehen, ihre Arbeit im Einklang mit der Natur verrichten und unter blühenden Bäumen zusammen Dorffeste feiern. Eine Welt, in der Seeleute genüsslich ihr Pfeifchen rauchen, in der Hirten ihre Schafe über grüne Weiden führen und fröhliche Marktfrauen ihre Feldfrüchte verkaufen. Und nicht zu vergessen, die Katzen – in weiß oder schwarz, braun oder gestreift – die Katzen, die sich am Fenster sonnen oder um die Fischstände streichen oder liebevoll im Arm gehalten werden.
Der Kunsthistoriker Oto Bihalji-Merinschrieb einmal in einem Brief an Edeltraud Lehmann: „Ich bin in Francisco Goyas düstere Weltdeutung vertieft… es bedurfte einer Atempause, um aus dieser Sphäre wieder aufzutauchen und mich nun Ihrer zeitlos freundlichen Kunst zuzuwenden. Mir gefallen Ihre lebensbejahenden Bilder. Sie sind der sanfte Reflex eines unversehrten Herzens, ohne eitle und falsche Effekte gemalt.“
Die Ausstellungseröffnung erfolgt am Samstag, 29.04.2023 um 17 Uhr.
Werkhof im Torbogen | Fahrgasse 3 | Langen | Öffnungszeiten So. & Mo. jeweils von 15 bis 19 Uhr