Kammermusik im frisch renovierten Literaturhaus

Carmen Piazzini (Klavier) und Peter Wolf (Violoncello) gestalten das nachgeholte Neujahrskonzert der Chopin-Gesellschaft mit Werken von Beethoven, Schumann und Chopin – Verjüngungskur auch für den Steinway-Konzertflügel

Weil die Renovierung des Literaturhauses in der Kasinostraße 3 mehr Zeit als geplant in Anspruch nahm, kann die Chopin-Gesellschaft ihren ursprünglich als Neujahrskonzert angekündigten Kammermusikalischen Abend erst jetzt durchführen. Umso größer ist die Freude, die Grande Dame der Darmstädter Pianisten-Szene Carmen Piazzini in Begleitung des Cellisten Peter Wolf nun live im frischen Ambiente des Literaturhauses und auf dem ebenfalls überholten Steinway-Konzertflügel zu erleben. Am Samstag, 18. Mai, trägt das Duo ab 19 Uhr Werke von Beethoven, Schumann und Chopin vor.

Die Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll, Op. 65 widmete Fryderyk Chopin (1810-1849) seinem engen Freund, dem Cellisten August Franchomme. Gemeinsam trugen sie die Sonate – eines von nur neun Werken, die Chopin für ein weiteres Instrument neben dem Klavier komponierte – im Februar 1848 im berühmten Pariser Konzertsaal Salle Pleyel vor. Es war nicht nur das letzte Werk, sondern auch das letzte öffentliche Konzert des todkranken Polen, der ein Jahr später seiner Lungenkrankheit erlag. Zu hören sind die vier Sätze Allegro moderato, Scherzo, Largo und Finale: Largo.

Ziemlich genau ein Jahr nach diesem Konzert schrieb Chopins Zeitgenosse Robert Schumann (1810-1856) im Februar 1849 in nur zwei Tagen die Fantasiestücke Op. 73 mit den bildhaft beschriebenen Sätzen „Zart im Ausdruck“, „Lebhaft, leicht“ und „Rasch und mit Feuer“. Den klavierbegleitenden Part sollte ursprünglich die Klarinette übernehmen, doch ließ Schumann ausdrücklich auch die Geige und das Violoncello zu. In einem spannenden Kontrast steht die romantische Stimmung der Komposition zu den Bürgerkriegswirren dieser Zeit, worin Musikexperten die Sehnsucht Schumanns nach biedermeierlicher Harmonie und Häuslichkeit vermuten.

Mit der Sonate für Violoncello und Klavier F-Dur, Op. 5,1, des Großmeisters der Klassik Ludwig van Beethoven (1770-1827) setzt das Duo zu Beginn des Konzerts einen kraftvollen Akzent. Die „Cellosonate“ mit den beiden Sätzen Adagio sostenuto – Allegro und Rondo – Allegro vivace entstand 1796 bei einem Aufenthalt Beethovens in Berlin. Preußens Hauptstadt war damals eine der Musikhochburgen Europas und unter König Friedrich-Wilhelm II. dem Cello besonders zugetan. Keinem Geringeren als dem König widmete Beethoven die Sonate.

Carmen Piazzini, vielseitige, durch Konzerte, Rundfunk- und Fernsehauftritte, Schallplatten und CDs weithin bekannte Pianistin, erfreut sich besonders in ihrer Wahlheimat Darmstadt und der Region einer großen Fangemeinde. Als Spross einer argentinischen Musikerfamilie liegt ihr die Musik buchstäblich im Blut. Sie hat mehr als 50 CDs eingespielt, von der Klassik bis zur zeitgenössischen Moderne, war über viele Jahre Professorin für Klavier an der Musikhochschule Karlsruhe und leitete bis vor kurzem eine Klavierklasse an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. 1998 und 2009 wurde ihr der Preis der Argentinischen Presse als beste Pianistin verliehen, 2001 erhielt sie den renommierten Tortonipreis. Regelmäßig gibt Carmen Piazzini Meisterkurse in Europa und Südamerika.

Peter Wolf war bis 2016 in Frankfurt als Solocellist des HR-Sinfonieorchesters (Hessischer Rundfunk) und als Dozent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst tätig. Lange Zeit gehörte er dem Alvarez-Klavierquartett an. Sein Cellostudium absolvierte er bei Prof. Alexander Molzahn, später bei Prof. Gerhard Mantel und am Salzburger Mozarteum bei Prof. Heidi Litschauer. Er ist Preisträger des Internationalen Wettbewerbs Concours de Genève, der jährlich in Genf/Schweiz herausragende Leistungen von Komponisten und Interpreten würdigt. Als Musiker wie auch als Lehrender widmet er der Kammermusik besondere Aufmerksamkeit. In zahlreichen Kursen im In- und Ausland arbeitet und musiziert er mit Studierenden und Jugendlichen aller Nationen.

Wegen der Renovierung des in dieser Zeit geschlossenen Literaturhauses war es der Chopin-Gesellschaft ein ganzes Jahr lang nicht möglich gewesen, Konzerte in dessen Vortragsraum anzubieten. Bei einer ersten Begehung nach der Wiedereröffnung konnte sich der Vereinsvorstand nun davon überzeugen, dass der notwendigen Abstinenz ein echter Mehrwert gegenübersteht. Im frisch renovierten Raum wurde der Akustik wegen auf Vorhänge verzichtet. Spotlights beleuchten die Bühne und den von Piano Berg generalüberholten Steinway-Konzertflügel. „Alles ist bereit für musikalische Sternstunden“, blickt die Vizepräsidentin und Geschäftsführerin der Chopin-Gesellschaft, Jill Rabenau, dem Konzert mit Spannung und Vorfreude entgegen.

Eintrittskarten zum Preis von 20 Euro, Mitglieder 15 Euro, Studierende 10 Euro, gibt es an der Abendkasse und können per E-Mail an buero@chopin-gesellschaft.de reserviert werden.

Sa. 18.5.24 | 19 Uhr | Literaturhaus Darmstadt | Kasinostraße 3 | Darmstadt | www.literaturhaus-darmstadt.de/programm