Spion wider Willen

Roman mit Hund
Wie Menschen Tiere behandeln, sagt viel über deren Charakter aus. Darum gibt es etliche Geschichten, in denen Hunde oder Katzen heimliche Hauptfiguren sind. In diesen drei aktuellen Romanen ist jeweils ein Hund ein literarischer Sidekick: Im einen Fall ein furchtbar hässlicher blinder Mops, im anderen eine schüchterne Schäferhündin namens Princess und im dritten Buch Finn, ein sehr altersschwacher und inkontinenter Labradoodle.
Mehr (sieht man mal vom gleichen Preis ab) verbindet diese Romane nicht,
außer dass jeder für sich genommen richtig gut ist.

1925 wandert Josef Klein nach Amerika aus. In New York will der junge Mann aus Neuss seinen amerikanischen Traum verwirklichen. Nach entbehrungsreichen Jahren fasst er Fuß in der quirligen Weltstadt. Doch dann gerät der Amateurfunker in ein Nazi-Netzwerk und wird zum Spion, obwohl er sich politisch raushalten will.

Joe arbeitet in einer Druckerei, nach der Arbeit morst er als Hobbyfunker in die ganze Welt. Als das Naziregime in Deutschland die Macht übernimmt, formiert sich auch in den USA eine Front deutscher Nationalisten – Joe interessiert das nicht. Doch Nazi-Spione werden auf den unscheinbaren Mann aufmerksam. Da er Geld braucht, funkt Joe für seine Auftraggeber Zahlenreihen nach Deutschland. Dass er sich damit der Spionage schuldig macht, kann oder will er nicht sehen. Auf Drängen seiner Freundin stellt sich Joe schließlich dem FBI und kommt für Jahre ins Gefängnis. Danach kehrt er nach Neuss zurück, bleibt aber getrieben. Am Ende wärmt er seine Nazikontakte auf, um wieder rauszukommen aus Deutschland. Josef Klein war der Uronkel von Ulla Lenze, seine Geschichte ist verbrieft. Politisch wollte er sich raushalten, schuldig wurde er gerade darum. Die Autorin, geboren 1973, macht was aus der Geschichte ihres Vorfahren. Lakonisch berichtet sie, wie Joe zum Spion wird, dass er kein Täter, aber auch nicht Opfer ist. Vor allem beleuchtet sie ein Stück unbekannte Geschichte, nämlich die der Naziaktivitäten in den USA während des Dritten Reiches.

Ulla Lenze: Der Empfänger | Klett-Cotta | 22 Euro