Serien-Check: Charité
VORHANG AUF …für Netflix, Amazon Prime, Sky und die TV-Mediatheken
Die Zeit nach der Tagesschau galt seit Generationen als gesetzt: 20:15 Uhr, die Prime-Time im Deutschen Fernsehen – ob der sonntägliche Tatort oder samstags “Wetten, dass…?”.
Letzteres ist Geschichte, allenfalls und wenn überhaupt taugt der Tatort am Sonntag noch zum gemeinsamen Lagerfeuer im eigenen Wohnzimmer. Denn kostenpflichtige Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon prime, Angebote von Sky oder die umfangreichen Mediatheken vor allem von ARD und ZDF bieten Zeitlos-TV ohne Ende. Vor allem Serien sind beliebt – aber auch Filmklassiker, zu jeder Zeit abrufbar, werden immer wieder gerne gesehen.
VORHANG AUF möchte in loser Folge künftig auf einige Serien-Highlights der Streaming-Dienste und in Mediatheken hinweisen.
Charité
Die Charité ist ab dem 12. Januar (20:15 Uhr Das Erste) Schauplatz der inzwischen dritten Staffel der ARD-Gemeinschaftsproduktion, die den Namen der heutigen Berliner Universitätsmedizin trägt.
Drehte sich die erste Staffel 2017 um den medizinischen Fortschritt des 19. Jahrhunderts um den Virologen Robert Koch (Justus von Dohnányi), ging es in der zweiten Staffel 2019 um Chirurgen-Legende Ferdinand Sauerbruch (Ulrich Noethen) und seine Zeit.
III. Staffel
Im Mittelpunkt der dritten Staffel stehen die junge Forscherin Dr. Ella Wendt, die Kinderärztin Dr. Ingeborg Rapaport, Gynäkologe Professor Helmut Kraatz und der Serologe Professor Otto Prokop.
Damit bleibt sich die zurecht hochgelobte ARD-Erfolgsproduktion treu und orientiert sich auch in der neuen Staffel an real existierenden Medizinern und Ereignissen – wie etwa dem Berliner Mauerbau 1961, also die Zeit des Kalten Krieges, in der immer mehr Mediziner und Pflegekräfte die DDR in Richtung Westberlin verließen.
Denn die Charité (steht für Nächstenliebe, Barmherzigkeit), damals ein Glanzstück der DDR, 1710 als „Pesthaus“ gegründet und heute mit mehr als 3000 Betten eines der größten Krankenhäuser Europas, lag auf der Grenze zwischen britischem und sowjetischem Sektor und wurde ausgegrenzt – im wortwörtlichen Sinne.
Diese Ausgrenzung in jener politisch hochbrisanten Phase der Deutschen Geschichte, verbunden mit der Sehnsucht nach (medizinischem) Fortschritt verkörpern die Akteure sehr eindrücklich.
Ist die ehrgeizige, junge Medizinerin Dr. Ella Wendt (Nina Gummich) noch fiktiv aber durch das Spiel der 30 Jahre alten Akteurin tragend für die Handlung, sind die von Nina Kunzendorf verkörperte Kinderärztin Dr. Rapaport, der Gynökologe Professor Kraatz (Uwe Ochsenknecht) und Serologe Professor Prokop (Philipp Hochmair) reale Persönlichkeiten der Medizingeschichte.
So begründete Ingeborg Rapaport (1912-2017) im Jahr 1969 etwa den deutschlandweit ersten Lehrstuhl für Neonatologie (Kinder-und Jugendmedizin) an der Charité, Helmut Kraatz (1902-1983) galt als Pionier in der Geburtshilfe und lehrte Frauenheilkunde ab 1951 an der Charité.
Auch diese dritte Charité-Staffel überzeugt mit beeindruckenden Darstellern, die Regisseurin Christine Hartmann und ihrem Team in Szene gesetzt wurden.
Charité ist beispielhaft für gut gemachte TV-Unterhaltung und hat ausdrücklich nichts gemein mit den üblichen Krankenhausserien aus den USA: Dafür garantiert Charité preisverdächtige, authentische Zeit-und Medizingeschichte.
Die Fakten
• Ab Dienstag, den 12. Januar 2021 sendet das Erste in Doppelfolgen die neuen sechs Episoden immer um 20:15 Uhr.
• Bereits seit dem 5. Januar 2021 sind die neuen Folgen in der ARD-Mediathek abrufbar, ebenso die Staffeln 1 und 2, außerdem die begleitende TV-Dokumentation „Die Charité – Ein Krankenhaus im Kalten Krieg“.