Rekonstruktion eines Verbrechens II

Stöbern wieder erlaubt!
Für viele war es eine gute Nachricht in diesen düsteren Zeiten: Die Buchläden dürften im März wieder öffnen. Endlich wieder in den Auslagen stöbern, Bücher anlesen, darin rumblättern und Neues entdecken, herrlich! Es geht doch nichts über einen persönlichen Besuch im Buchladen – hoffentlich finden Sie da auch diese beiden Bücher. Denn die sind ungemein gut!

Ganz anders, aber doch irgendwie ähnlich ist dieser Roman der marokkanischstämmigen Amerikanerin. Denn auch hier geht es um die Wahrheit hinter einer Gewalttat: Noras Vater wird überfahren, sie hält seinen Tod für keinen Unfall und forscht nach. Dabei deckt sie Vergangenes auf und setzt sich mit ihrer Familiengeschichte auseinander.

Eines Abends verlässt Driss nach der Arbeit sein Restaurant am Rand der kalifornischen Mojave-Wüste und wird von einem Auto angefahren. Der 62-Jährige erliegt seinen Verletzungen. Wie es zu dem Unfall in dieser abgelegenen Gegend kommen konnte, bleibt rätselhaft. Nora, die jüngste Tochter von Driss, ist schockiert – die Musikerin reist für die Beerdigung aus Oakland an, wo sie längst ihr eigenes Leben führt. Problematisch ist das Verhältnis zu ihrer Mutter, auch mit der Schwester ist es nicht einfach. In den Achtzigerjahren kam die Familie von Marokko in die USA, wo sie sich immer als die „Anderen“ fühlten, als nicht wirklich dazugehörig. Als Regimekritiker war das Leben für Driss in der Heimat gefährlich geworden – mit seiner Frau versuchte der Philosophiestudent, sich am Rand der Wüste eine neue Existenz aufzubauen. Zunächst möbelte er einen heruntergewirtschafteten Donut-Laden auf, dann eröffnete er ein kleines Restaurant am Highway. Aber immer bleibt Driss Außenseiter, misstrauisch beäugt von den Nachbarn, trotz aller Anpassungsbemühungen immer fremd – darunter leiden auch seine Töchter. Nach dem Tod des Vaters reißen alte Wunden auf und Nora erfährt Dinge über ihre Familie und sich, vor denen sie die Augen nicht verschließen kann. Ihr alter Schulfreund Jeremy, mittlerweile Polizeibeamter, ist dabei an ihrer Seite und beide landen in einer nicht unproblematischen Beziehung. Die in Marokko geborene Amerikanerin Lalami erzählt bedächtig von unterschwelligem Rassismus, offenem Fremdenhass und was es mit Menschen macht, wenn sie trotz aller Bemühungen immer das Gefühl haben, nicht wirklich akzeptiert zu werden.

Laila Lalami: Die Anderen, Kein & Aber, 24 Euro

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