Inspiration

Leichen im Matsch

Es taut in Wild Thyme, einer kleinen Gemeinde in den Wäldern Pennsylvanias. Und mit dem Schneematsch taucht ein unbekannter Toter auf. Officer Henry Farrell soll klären, wie er umkam. Dabei muss der melancholische Polizeibeamte höllisch aufpassen, nicht im Kleinstadtsumpf unterzugehen.

Hier gilt das Wort des Stärkeren, und im Zweifel lässt man Waffen sprechen: Mitten im tiefsten Amerika werden Meinungsverschiedenheiten gerne altmodisch bereinigt. Henry Farrell stammt von hier, nach dem Tod seiner Frau und einem Kriegseinsatz in Somalia zog es ihn zurück in die vertraute Einöde, wo er den Polizeidienst gewissenhaft versieht. Als auf dem Grundstück eines verwirrten alten Mannes eine Leiche gefunden und kurz darauf Farrells Stellvertreter erschossen wird, muss der Officer tief im Leben der irischstämmigen Einwohner wühlen. Für Unfrieden sorgen nicht nur diverse Familienbande und mobile Drogenküchen. Auch ein Frackingunternehmen, das in der Gegend Gasvorkommen ausbeutet, stiftet Zwietracht: Es verwüstet die Landschaft mit Bohrstationen und luchst den Anwohnern mit hohen Geldsummen riesige Grundstücke ab. Manche kommen dadurch zu Reichtum, andere gehen leer aus – in diesem Umfeld muss Farrell tief graben, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Zusammen mit der hinterwäldlerischen Atmosphäre ist es seine Figur, die dieses Krimidebüt zu einem ganz großen Wurf macht: Er ist der Typ einsamer Cowboy, für den Gerechtigkeit alles bedeutet, der aber nie den unverstellten Blick für Einzelschicksale verliert.

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