Von Anke Breitmaier

Alle reden über Nachhaltigkeit. Aber wie viel trägt jeder einzelne im Alltag dazu bei?
Wie umweltbewusst leben wir tatsächlich? Wie können wir achtsamer mit den Ressourcen umgehen und noch mehr Müll vermeiden? Darüber machen wir uns Gedanken und werden in den nächsten Ausgaben verschiedene Lebensbereiche in Hinblick darauf beleuchten.
Los geht´s mit einem allgemeinen Überblick.

Was wir essen, wie wir uns bewegen, womit wir uns umgeben – unser Leben hinterlässt Spuren. Mit unserem Konsum „vermüllen“ wir diesen Planeten und fügen ihm damit nachhaltigen Schaden zu. Eine Folge ist die globale Erderwärmung, die den Klimawandel vorantreibt.

Noch können wir die Konsequenzen, die das für unser aller Leben hat, gut verdrängen. Auch wenn die Sommer immer trockener werden, Stürme heftiger ausfallen und Schnee im Winter zur Seltenheit wird, sind wir in unserem Alltag (noch) nicht so beeinträchtigt, dass wir den Klimawandel als wirkliche Bedrohung erkennen. Dabei ist er das schon längst. Der Meeresspiegel steigt, Wasser wird knapp und die Luft immer schlechter – irgendwann wird das Leben, wie wir es kennen, auf diesem Planeten nicht mehr möglich sein.

There is no Planet B!

Darum ist es höchste Zeit, dass wir aktiv werden. Schließlich tragen wir alle zu den Umweltschäden bei, auch wenn es uns vielleicht nicht so vorkommt. Umweltbewusst ist mittlerweile fast jeder irgendwie. Schließlich nehmen wir zum Einkaufen den Stoffbeutel mit, fahren öfter mal Fahrrad und drehen den Wasserhahn beim Zähneputzen zu. Aber reicht das? Viele denken auch, kleine Handlungen im Alltag bewirken sowieso nichts und machen den Braten klimatechnisch nicht fett. Dabei macht es die Menge: Je mehr jeder einzelne im Kleinen zum Klimaschutz beiträgt, umso größer ist die Chance, dass es tatsächlich einen Effekt gibt. Anknüpfungspunkte gibt es dafür genug:

• Etwa 68 Kilogramm Verpackungsmüll und durchschnittlich 11,6 Tonnen Treibhausgasemissionen verursacht ein Deutscher jedes Jahr.
• Täglich verbraucht jeder von uns etwa 121 Liter Wasser allein fürs Waschen, Putzen und Kochen.
• Statistisch gesehen wirft ein Privathaushalt mehr als 85 Kilogramm Essen im Jahr weg.

Keiner kann allein das Klima retten!

Aber jeder kann für sich überlegen, wie er klimaverträglicher leben kann. Zum Beispiel, indem er Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände nicht ohne Sinn und Verstand verbraucht, sondern so nutzt, dass sie erhalten bleiben und möglichst geringen Umweltschaden verursachen. Das ist gar nicht so schwer:

• Überlegen Sie sich genau, was Sie wirklich brauchen und kaufen Sie das dann gezielt ein.
• Reparieren Sie Dinge anstatt sie gleich wegzuwerfen.
• Tauschen Sie mit anderen, teilen Sie sich Gegenstände oder (ver)leihen Sie Geräte wie Rasenmäher.
• Werfen Sie wenig Lebensmittel weg, verwerten Sie möglichst alles.
• Denken Sie an die Gesamtbilanz: Wenn Sie heute aufs Auto verzichten, dafür aber morgen mehrmals damit unterwegs sind, sparen Sie nichts ein. Wichtig ist, dass Sie einzelne Maßnahmen langfristig umsetzen.

Vom CO2-Ausstoß und „Big Points“

Bauen und Wohnen, Mobilität und Ernährung sind laut Umweltbundesamt die Lebensbereiche, die bis zu 80 Prozent aller negativen Umweltfolgen verursachen. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass nicht alles, was wir in den Bereichen in Angriff nehmen, auch wirklich einen positiven Effekt auf die Umwelt hat.
Wer beispielsweise im Winter keine Erdbeeren kauft, trägt nur einen verschwindend geringen Teil zum Einsparpotenzial bei. Wichtig sind die „Big Points“, also die Punkte, die beim persönlichen CO2-Ausstoß besonders ins Gewicht fallen, zum Beispiel die Zahl der Fernreisen und Autofahrten, die Größe der Wohnfläche, die Wärmedämmung und der Fleischkonsum. Und da kann jeder was machen:

Weniger Auto, weniger Flugreisen: Staycation heißt ein Zauberwort – damit ist der Urlaub zu Hause beziehungsweise in Wohnortnähe gemeint. Weite Reisen vor allem per Flieger verursachen eine hohe Treibhausgasemission. Wer öfter mal daheim bleibt, reduziert diese schon beachtlich.

Besser heizen: Wärme sollte man im wahrsten Sinne des Wortes nicht zum Fenster rausschmeißen. Darum ist eine gute Wärmedämmung das wichtigste, dicht gefolgt vom richtigen Lüften und dem Heizen nach Bedarf, etwa mit Hilfe eines programmierbaren Heizkörper-Thermostats.

Weniger Fleisch essen: Fleischkonsum und der Konsum tierischer Produkte sind ein großes Umweltproblem. Immerhin hat ein normaler Fleischesser durchschnittlich etwa 1,8 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr zu verantworten.

Regional einkaufen: Bio-Produkte und saisonale Lebensmittel haben eine bessere Energiebilanz, da Transportwege und eine aufwendige Lagerung entfallen.

VORHANG AUF-Nachhaltigkeitstipp

Plogging: Auch Fitnesstrends können sehr nachhaltig sein – Plogging beispielsweise ist gut für den Body und die Umwelt! Der Begriff setzt sich zusammen aus dem schwedischen Wort „plocka“ für aufheben und Jogging: Man rennt mit Handschuhen und Müllsack ausgestattet los und säubert seine Laufstrecke von Unrat. Vom Zigarettenstummel über Plastikflaschen bis zu Verpackungen aller Art kann da einiges zusammenkommen. Den Müll kann man fachgerecht entsorgen und sich über den Trainingseffekt freuen, der sich durch das Beugen, Aufheben und Aufrichten an verschiedenen Muskelgruppen bemerkbar macht. Übrigens: Auch andere Sport- oder Bewegungsarten eignen sich dafür, sie heißen dann etwa Pliking, Plalking oder Plycing – für jeden ist also etwas dabei.