Beim Einkaufen, in der Dusche, im Auto und sogar im Essen: Wir sind geradezu umzingelt von Plastik. Seit Jahren erfreuen sich alle möglichen Arten von Kunststoff großer Beliebtheit, zumindest in der Industrie. Plastik ist nämlich leicht, bruchfest, elastisch, temperaturbeständig, langlebig, in verschiedenen Härtegraden und Formen herstellbar und vor allem billig. Für unsere Umwelt ist das eine Katastrophe.

Wussten Sie, dass Plastik vor 1950 noch eine Seltenheit war? Erst danach entdeckte die Industrie dieses flexible und kostengünstige Material. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts stieg dann die jährliche Kunststoffproduktion auf 1,7 Millionen Tonnen. Was ein Witz ist, wenn man sich die Mengen ansieht, die heute hergestellt werden: Über 400 Millionen Tonnen sind es ungefähr. Und die landen in unserer Umwelt.

Die Natur braucht Jahrhunderte, um Kunststoff abzubauen

Was es also bedeutet, wenn wir einfach so weiter ohne Sinn und Verstand Plastik benutzen, kann sich jeder vorstellen. Schon jetzt vermüllen Plastikabfälle unsere Landschaft. Die Meere ertrinken förmlich in Kunststoff, der über die Meerestiere dann letztlich auch irgendwann in unserem Körper landet. Aber nicht nur so nehmen wir Plastik auf – auch über Kosmetikprodukte oder verarbeitete Nahrungsmittel gelangt es in unseren Organismus. Welche Schäden genau es auf Dauer anrichtet, ist noch nicht erforscht. Dass es dies tut, ist jedoch eine Tatsache. Nur mal als Hausnummer: Es braucht etwa 450 Jahre, bis eine Plastikflasche verrottet ist. Oder vielmehr: Bis es zumindest zu Mikroplastik wird.

Was also tun?

Man muss nur mal einen normalen Wocheneinkauf in einem Supermarkt machen und schon schwimmt man in Plastik: Die Bio-Äpfel sind in einer Papierschale – aber abgedeckt mit einer Plastikfolie. Der Käse steckt in einer Plastikverpackung, das Toilettenpapier ebenfalls. Kann man Plastik überhaupt vermeiden? Wo es einem doch überall untergejubelt wird?
Ja, man kann! Der erste Schritt besteht darin, sich zu informieren, wo überall Kunststoff drinsteckt. Und da erlebt man sicherlich die ein oder andere Überraschung. Denn Plastik ist allgegenwärtig. Selbst dort, wo man es nicht erwartet.

Verstecktes Plastik – Drei Beispiele

  1. Bei der Herstellung von Bier greifen Braumeister manchmal zu Polyvinylpolypyrrolidon – dieser Kunststoff sorgt dafür, dass das Bier nicht so schnell trüb wird.
  2. Backpapier heißt zwar „Papier“, aber es hat einen Grund, dass es nicht am Blech und den Backwaren kleben bleibt: Es ist antihaftschichtet. Und zwar mit Kunststoff.
  3. Tampons sind nicht nur in Plastik verpackt, sie können auch mit Kunststoff beschichtet sein. Monatsbinden haben ebenfalls einen hohen Plastikanteil. Kein Wunder, dass Menstruationsprodukte zu den häufigsten Produkten aus Einwegplastik gehören, die an Stränden gefunden werden.

Sechs simple Tipps gegen die Plastikflut

Ein Leben ganz ohne Plastik ist heute fast unmöglich. Und auch wenn wir bereit sind, umzudenken, muss sich für einen echten Wandel nicht nur die Nachfrage ändern. Allerdings kann jeder von uns einen Anfang machen. Denn jede Tüte, jeder Becher und jedes Wattestäbchen, das wir nicht benutzen, ist eines weniger! Alle zusammen machen dann doch einen Unterschied.

Leitungswasser trinken
Wer auf Leitungswasser und wiederbefüllbare Trinkflaschen umsteigt, spart jede Menge Plastikmüll – und schont gleichzeitig seine Gesundheit. Denn Wasser aus Plastikflaschen kann auch gesundheitlich bedenklich sein.
Leere Schraubgläser verwenden
Frischhaltefolie, Plastiktüte und Kunststoffdosen weg, dafür her mit leeren Marmeladen-, Senf- oder Rotkohlgläsern.
Seifenstücke nehmen
Statt Flüssigseife im Spender oder Nachfüllbeutel tut es auch das gute alte Seifenstück. Noch was Gutes: Es hält länger. Auch schön: Man kann Seife für Haut, Haar und Körper verwenden.
Unverpackt shoppen
Auf dem Wochenmarkt, im Unverpackt-Laden oder im Supermarkt um die Ecke: An vielen Orten kann man Produkte wie Obst und Gemüse ohne Verpackung bekommen. Und wer immer daran denkt, kann Behältnisse oder Dosen für lose Ware mitnehmen.
Mikroplastikfrei duschen
In vielen Pflegeprodukten steckt Plastik – vor allem in Duschgelen, die einen Peelingeffekt haben. Auch bei anderen Kosmetikprodukten lohnt sich ein Blick auf die „Zutatenliste“. Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA) und Polyethylenterephtalat (PET) etwa stehen für Mikroplastik-Bestandteile.
Bambuszahnbürste kaufen
Plastik steckt in der besten Zahnbürste und die sollte man doch alle paar Wochen austauschen, sprich: wegwerfen und neu kaufen. Wer auf eine Zahnbürste aus Bambus zurückgreift, handelt umweltbewusster. Denn Bambus ist ein schnell nachwachsender Rohstoff, der schön nachhaltig ist. Die Zahnbürsten daraus sehen auch schön aus und putzen gut.

VORHANG AUF-Nachhaltigkeitstipp Nr. 5

Foto: anna_yakovets _adobe_stock

Klopapierverpackung als Müllbeutel verwenden
Jetzt aber auch mal eine gute Nachricht: Der Verbrauch von Plastiktüten geht hierzulande zurück. 2018 beispielsweise hat jeder Deutsche durchschnittlich 24 Plastiktüten verbraucht. 2015 waren es fast dreimal so viele, nämlich 68 Tüten pro Kopf. Weiter so! Wir sollten, wo immer es geht, Plastikumverpackungen vermeiden.
Manchmal geht das aber schlecht, etwa beim Toilettenpapier. Wer nicht ganz radikal auf Popo-Dusche, Bidet oder womöglich Klo-Moos umsteigen will, kann trotzdem auch beim Klopapier nachhaltiger handeln. Das ist meist von Plastik umhüllt, das nach dem Entnehmen der Rollen zusammengeknüllt entsorgt wird. Stattdessen kann man es wiederverwenden, etwa als Müllbeutel im Badezimmer: Dafür sollte man die Verpackung nicht an der Seite aufreißen, sondern fein säuberlich oben aufschneiden – dann hat man eine prima Tüte für Abfälle.