Heutzutage würden Musiker*innen wohl nur ungern zu einem Gelage aufspielen oder ernste Komponist*innen ihre Kreationen explizit als „Tafelmusik“ bezeichnen wollen, katapultierten sie sich damit doch gleichermaßen ins Klassik-Wohlfühl-Segment zwischen Meterware, Kitsch und Kommerz. Kommerz beziehungsweise Verkaufsförderung war indes durchaus Georg Philipp Telemanns Ziel, als er 1733 in Hamburg seine erste instrumentale Werksammlung unter dem Titel „Musique de table“ veröffentlichte. Mit Essen hatte sie nur insofern etwas zu tun, als Kreationen daraus durchaus in entsprechend hochwohlgeborenem Rahmen zum Festmahl gespielt werden konnten. Eher handelte es sich hier um die Anleitung zu einem echten musikalischen Bankett, vom Chefkoch höchst persönlich. Auch der Vorverkaufspreis war eher höfisch bemessen: Acht Reichstaler kostete der in Kupfer gestochene Stimmensatz des umfangreichen Werks, ein stolzer Preis – zum Vergleich: Johann Sebastian Bach entlohnte damit ein komplettes Orchester für ein höfisches Musikspektakel, inklusive der Pauken und Trompeten.
- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.