Die Topeka Schule

Die besten Bücher sind die, die gut geschrieben sind und gut unterhalten. Die Allerbesten sind die, aus denen man noch etwas lernt. Ben Lerners (welch Analogie!) Roman hat alles: einen geschliffenen Stil, eine pralle Story und erhellende Passagen. Es geht um Amerika, um so etwas wie die Identitätskrise der weißen Elite. Im Mittelpunkt stehen die Gordons. Der Vater ist Psychoanalytiker, die Mutter feministische Buchautorin, Sohn Adam preisgekrönter Schul-Debattierer. In den Neunzigerjahren wächst er in Topeka, Kansas, in einem lässig intellektuellen Milieu auf, in dem man über alles reden kann. Dabei bleibt aber alles mögliche unausgesprochen: etwa die Missbrauchserfahrung der Mutter, die amourösen Verstrickungen des Vaters und die Ängste des Sohnes. Vielstimmig ist der Roman, ungemein komplex und tiefblickend: mitten hinein in die Seele eines zerrissenen Landes.

Ben Lerner: Die Topeka Schule, Suhrkamp, 24 €