Inspiration

Das Wetter kommt aus Darmstadt

Eumetsat in Darmstadt

30 Jahre EUMETSAT – Am Darmstädter Kavalleriesand werden wichtige Daten für Wetterprognosen und zur Beobachtung der Umwelt gesammelt

Gastautor Dr. Michael Horn
Gastautor Dr. Michael Horn

Unter Farmern in Südafrika gilt sie als Geheimtipp: die Wetter-App eines norwegischen Anbieters, die angeblich besonders exakte Vorhersagen liefert. Doch die Frage nach Sonne oder Regen interessiert nicht nur am fernen Kap der Guten Hoffnung, sondern überall. Und nie war es so einfach wie heute, jederzeit eine Antwort zu bekommen – auf dem Smartphone, am PC oder im Fernsehen. Das ist der Markt, auf dem sich neben den Norwegern auch der Deutsche Wetterdienst aus Offenbach und viele weitere staatliche oder private Anbieter tummeln. Fast alle von ihnen haben eines gemeinsam: Sie sind auf Daten angewiesen, die aus Darmstadt kommen.

Dort sitzt EUMETSAT. Die Geschichte der zwischenstaatlichen Organisation reicht in die achtziger Jahre zurück, als sich die Erkenntnis durchsetzte, dass bessere und genauere Wetterprognosen eine zentrale Rolle für die Entwicklung moderner Gesellschaften spielen. Und weil die Beschaffung solcher Daten kostspielig und aufwändig ist, lag die Idee einer internationalen Zusammenarbeit nahe. 14 Staaten machten 1986 den Anfang, inzwischen wird EUMETSAT von 30 Ländern getragen.

Bild-Sequenz vom 8. Juni: Die Unwetter-Front (helle Bereiche) war noch aktiv in Deutschland, zog weiter nach Italien und hat sich zu einigen schweren Stürmen entwickelt. Foto: Eumetsat
Bild-Sequenz vom 8. Juni: Die Unwetter-Front (helle Bereiche) war noch aktiv in Deutschland, zog weiter nach Italien und hat sich zu einigen schweren Stürmen entwickelt. Foto: Eumetsat

Drei Jahrzehnte später arbeiten rund 700 Menschen aus den Mitgliedsländern in der Zentrale am Darmstädter Kavalleriesand. „Somit entsteht ein schönes internationales Arbeitsklima und –umfeld“, sagt Valerie Barthmann von der EUMETSAT-Pressestelle. Die Amtssprachen sind Englisch und Französisch – wie bei den meisten wissenschaftlichen Organisationen. Aus dem Kontrollzentrum werden insgesamt sieben Satelliten betrieben. Fünf von ihnen gehören zur Meteosat-Serie und befinden sich auf geostationären Umlaufbahnen in knapp 36.000 Kilometer Höhe:
Sie umkreisen die Erde so, dass sie aus der Sicht eines Beobachters am Boden ihren Standort nicht verändern. Deshalb ist ihr Blick stets auf Europa, Afrika oder den Indischen Ozean gerichtet. Die Satelliten ergänzen sich und können sich zum Teil ersetzen. Hauptsatellit ist im Moment Meteosat 9, der alle 15 Minuten ein Bild mit vielen Details und Informationen zur Erde sendet. Zur Ergänzung der Daten dienen zwei Satelliten anderen Typs, die 2009 und 2012 gestartet wurden. Sie kreisen auf einer viel niedrigeren Bahn – nur 850 Kilometer – um den Nordpol.

30 Jahre EUMETSAT – das ist ein kleines Jubiläum. Was ist geplant? Mehrere interne Veranstaltungen für die Mitarbeiter, erzählt Valerie Barthmann. Besucher haben im Rahmen der Darmstadt-Initiative „Wissen ist cool on Tour“ am 15. und 16. Juli die Möglichkeit, EUMETSAT näher kennenzulernen. Grundsätzlich könne man aber auch sonst jederzeit bei Darmstadt Marketing Tickets für öffentliche Führungen bekommen oder als Gruppe auch eine private Tour buchen. Seit Ende März fährt ein Straßenbahnwagen mit einem futuristischen Satelliten-Design durch Darmstadt. „Dafür haben wir schon viel positives Feedback erhalten“, sagt Barthmann. Im August soll es eine kleine Ausstellung im Luisencenter geben und Ende September findet eine alljährliche internationale, wissenschaftliche Konferenz im Darmstadtium statt.

Info:

EUMETSAT ist ein aus Abkürzungen zusammengesetztes Wort: European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites, zu deutsch etwa Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten.

Der Jahresetat beträgt für 2016 rund 500 Millionen Euro und wird von den Mitgliedsländern getragen. Maßgebend ist das jeweilige Bruttonationaleinkommen. Deutschland zahlt mit knapp 20 Prozent den größten Anteil.

Die Daten von EUMETSAT dienen nicht nur zur Wettervorhersage, sondern auch zur Überwachung der Umwelt und Analyse des Klimawandels.

EUMETSAT kooperiert bei der Entwicklung von Satelliten unter anderem mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA und ist Partner der von Europa und den USA gemeinsam durchgeführten Jason-Missionen, bei denen es um die hochpräzise Messung des Meeresspiegels geht.
Weitere Informationen unter
www.eumetsat.int