
Der frühere Stadionsprecher des SV 98 blickt zurück
Eigentlich ist der Vorhang gefallen für Henry Stein: Der Mann, der im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor fast neun Jahre lang die Stimme des SV Darmstadt 98 war, wurde beim Heimspiel der Lilien unter Flutlicht verabschiedet, gemeinsam mit den beiden ausgeschiedenen Mannschaftsärzten Dr. Michael Weingart und Dr. Ingo Schwinnen.
Doch Henry Stein wäre nicht Henry Stein, wenn er von nun an schweigen würde: Sein Abschied aus der Sprecherkabine war ein Abschied auf Raten. Zunächst ersetzte ihn Raphael Stübig als Stadionsprecher, Henry Stein kümmerte sich fortan um die Stadionregie. Doch auch damit ist jetzt Schluss. „Ich bin keiner, der nachkartet. Das ist in Ordnung so. Das, was ich mit den Lilien in den vergangenen Jahren erlebt habe, ist eh nicht mehr zu toppen – das nimmt mir auch keiner“, blickt er zufrieden zurück.

Geboren in Griesheim, aufgewachsen in Darmstadt machte sich der inzwischen 61 Jahre alte Henry Stein schon früh einen Namen: Musikexperte und DJ, als das noch mit Arbeit zu tun hatte und weniger mit Computerprogrammen.
Der gelernte Kaufmann ist viel rumgekommen in den siebziger und achtziger Jahren in der Darmstädter Musikszene, doch auch dem Sport ist er seit jeher verbunden: 1998 kam er zu den Darmstadt Diamonds, den Footballern vom Bürgerpark, moderierte dort, am Böllenfalltor und in Roßdorf die Diamonds-Spiele.
2007 kam er dann ans Böllenfalltor zum SV 98: „Bewegte Zeiten waren das“, erinnert sich Stein: Es war der Kampf gegen die drohende Insolvenz, der Kampf von Hans Kessler und den Lilien-Fans gegen das Ende. Das konnte schließlich abgewendet werden und Henry Stein war dabei. Gut neun Jahre lang war Stein die Stimme im Stadion, nicht immer war sein Verhältnis zu den Lilien-Fans ungetrübt. Auch damit geht Stein entspannt um: „Dem einen gefällt, was ich mache, anderen gefällt es nicht.“

Ihm war wichtig, die Freude und den Spaß nicht zu verlieren und Freude und Spaß im Stadion zu vermitteln. Bei seiner Verabschiedung gab es ein Wiedersehen mit einem kleinen Jungen, den er einst mit in die Sprecherkabine nahm. „Der Kleine machte große Augen – und jetzt, zu meinem Abschied, war er wieder da“, freut sich Stein.
Den Lilien wird er auf ewig verbunden bleiben. Und noch heute ist er am Bölle ein gefragter Mann, wenn die Technik mal klemmt oder es Werbebotschaften aufzusprechen gilt. In seinem eigenen Tonstudio im Weiterstädter Wohnhaus sorgt der verheiratete Vater eines Sohnes dafür, dass es weiter Werbebotschaften am Bölle gibt. Mit einer Stimme, die nicht verstummen wird im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor: Die Stimme von Henry Stein.
