Inspiration

Angekommen im Männerfußball

Gude!
Die Corona-Infektionszahlen steigen wieder deutlich. Eine Rückkehr zur Normalität ist in weite Ferne gerückt – nicht nur im Fußball. Und wie sich die Lage weiterentwickelt, war bei Redaktionsschluss nicht abzusehen. Was wir tun können? „Wenn man sich an die Regeln hält und auf Abstand und Maske achtet, kann man das Risiko minimieren, sich anzustecken“, sagt Lilien-Spieler Lukas Mai, den wir in dieser Ausgabe näher vorstellen. Und für einen 20-Jährigen ziemlich abgeklärt fügt er an: „Hektik zu machen, bringt keinem etwas.“
Also blicken wir in guter Lilien-Manier von Spiel zu Spiel, freuen uns im November auf ein Wiedersehen mit klangvollen und geschichtsträchtigen Namen wie Jérôme Gondorf, Marcel Heller und Dirk Schuster. Und dann gibt es da auch noch einen neuen Namen: Max Kohl. Der steuert seit dieser Saison die Drohne, die beim Training meist über den Köpfen der Spieler kreist und ihnen neue Einblicke in ihr Positionsspiel vermittelt.
Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund!
P.S.: Weitere Nachrichten und Geschichten rund um die Lilien, tagesaktuell und journalistisch fundiert, gibt es im Internet bei lilienblog.de, dem Online-Magazin zum SV Darmstadt 98.

Lukas Mai wird bei den Lilien zum U21-Nationalspieler

 

Dass Lukas Mai U21-Nationalspieler wurde, war die logische Fortsetzung seiner Entwicklung. Schließlich war der Innenverteidiger davor schon von der U15 bis zur U20 in jeder deutschen Nachwuchsauswahl im Einsatz. Dass es schon zu Saisonbeginn für den nächsten Schritt reichte, war aber auch die Folge seines Wechsels von der Bayern-Reserve zum SV Darmstadt 98.
Zwei Einsätze über die volle Spielzeit, zwei Partien ohne Gegentor und beim Debüt gleich Spieler des Spiels – mit seinen ersten beiden U21-Länderspielen gegen Moldau (5:0) und Bosnien und Herzegowina (1:0) konnte Lukas Mai sehr zufrieden sein.

„Im Ganzen war es eine sehr gelungene Länderspielreise“, sagt der 20-Jährige auch selbst. Den Schwung und die neuen Erfahrungen will er mitnehmen in den Verein. „Die internationale Härte ist immer etwas anderes als in der Liga. Gerade gegen Bosnien und Herzegowina ist uns der Gegner schon oft auf den Füßen gestanden“, sagt er.

Dass die Zeit bei der U21 von einem Corona-Fall bei einem Mitspieler überschattet wurde, stimmte Mai nachdenklich, brachte ihn aber auch nicht aus der Ruhe. „Ich glaube, dass sich jeder Spieler ein paar Gedanken gemacht hat“, sagt er. Er versuche ruhig und sachlich mit der Corona-Situation umzugehen. „Wenn man sich an die Regeln hält und auf Abstand und Maske achtet, kann man das Risiko minimieren, sich anzustecken. Hektik zu machen, bringt keinem etwas.“

„Der Schritt nach Darmstadt war der richtige.“

Viel Lob gab es für sein U21-Debüt von seinem älteren Bruder Sebastian (26), der bei Dynamo Dresden Mannschaftskapitän ist, und von seinen Eltern. „Die sind unheimlich stolz und haben gesagt, dass ich so weitermachen soll.“ Und natürlich gibt es auch noch Kontakt zu Ex-Mitspielern und Trainer beim FC Bayern: „Die geben mir auch Feedback, wie ich das hier mache.“

Mit 14 war Mai aus seiner Heimatstadt Dresden nach München gegangen, wurde dort sechs Jahre lang ausgebildet. Zweimal setzte ihn Jupp Heynckes in der Saison 2017/18 noch als A-Jugendlichen bei den Profis ein. Doch an großen Namen wie Niklas Süle, Jerome Boateng oder David Alaba kam er zuletzt nicht vorbei. Dafür wurde er mit der U23 der Münchner vergangene Saison als Aufsteiger gleich Drittligameister.

Die Umstellung auf die 2. Liga war dann allerdings doch deutlich spürbar. „Man merkt schon, dass es viel robuster und viel schneller ist“, sagt Mai. „Es wird viel mehr gekämpft als in der 3. Liga, weil die Spieler mehr Erfahrung haben. Das ist richtiger Männerfußball“, sagt er.

Die Nominierung für den DFB-Nachwuchs sieht er „auch als Bestätigung dafür, dass ich auf dem richtigen Weg bin und dass der Schritt nach Darmstadt der richtige war, weil ich mich hier weiterentwickeln kann. Das kann gerne so weitergehen.“

Trainer Anfang lobt und warnt

Einen Freifahrtschein hat Mai dabei keinesfalls. In der Innenverteidigung kämpfen derzeit neben ihm noch Immanuel Höhn, Nicolai Rapp und Patric Pfeiffer um einen Platz. Zudem wird im Laufe der Saison auch noch Mathias Wittek nach seiner schweren Knieverletzung zurückerwartet.
Trainer Markus Anfang hält große Stücke auf Mai und ist beeindruckt von dessen Mentalität. „Ich habe ihn gefragt, ob er nach den U21-Länderspielen vielleicht ein oder zwei Tage nach Dresden zu seiner Familie fahren möchte“, erzählt der Coach. „Da war die Antwort: Nein, wir haben doch am Wochenende ein Spiel. Ich komme gleich zurück. Dann kann ich am nächsten Tag regenerieren und dann wieder ins Training einsteigen. Das klingt ein bisschen nach Bayern München, die auch in so einem engen Rhythmus getaktet sind und gar nicht darüber nachdenken zu regenerieren.“

Mai sei ein junger Spieler, der unbedingt nach vorne wolle und sich positiv entwickele, sagte Anfang weiter. Allerdings müsse das Trainerteam da ab und zu auch mal die Reißleine ziehen, damit der Spieler eine Pause mache. Und man müsse einem jungen Spieler auch Zeit geben und Fehler nachsehen. „Ich warne davor, dass man das alles nach oben jubelt. Er wird sicher auch mal ein oder zwei Spiele haben, wo es nicht so gut läuft.“

Enges Verhältnis zum Bruder und ein großer Traum
Bis zum Saisonende ist Mai aus München ausgeliehen. Kurzfristig geht es ihm darum, möglichst viel Spielpraxis zu sammeln und sich als Stammspieler zu etablieren. Aber er hat auch einen langfristigen Traum: Irgendwann möchte er mit Bruder Sebastian zusammenspielen. Den bezeichneter er als „Mentalitätsmonster“ und eines seiner Vorbilder – neben internationalen Größen wie Sergio Ramos (Real Madrid) und Virgil van Dijk (FC Liverpool).

„Wir schreiben jeden Tag, telefonieren jeden Tag“, sagt Mai, der sich selbst als Familienmensch bezeichnet. Ob das Zusammenspiel in Darmstadt, Dresden oder gar bei den Bayern geplant sei? „Egal, wir denken an alles. Hauptsache zusammen“, sagt Mai. „Das ist mein Wunsch. Darauf fiebere ich hin. Mal sehen, ob es klappt.“