5 Fragen an OB-Kandidatin Gerburg Hesse-Hanbuch

Fünf Fragen an die Oberbürgermeisterkandidaten und -kandidatinnen der im Stadtparlament vertretenen Parteien.

  1. Unsere Gesellschaft ist im Krisenmodus. Was tun Sie als künftiger Oberbürgermeister, um in Darmstadt niemanden zurückzulassen?
  2. Ein sehr emotional diskutiertes Thema ist in Darmstadt das Miteinander im Straßenverkehr und in Mobilitätsfragen. Wie möchten Sie als Oberbürgermeister Fußgänger, Rad- und Autofahrer, E-Roller und den öffentlichen Personennahverkehr wieder zusammenführen?
  3. Traditionell ist der Oberbürgermeister in Darmstadt auch Kulturdezernent. Was sind Ihre kulturpolitischen Schwerpunkte?
  4. Der SV 98 gilt als Aufstiegsaspirant in die Fußball-Bundesliga. Am Saisonende sind Sie möglicherweise schon gewählt – aber noch nicht im Amt. Welche Wünsche geben Sie während einer möglichen Aufstiegsfeier den Lilien mit auf den Weg in die Bundesliga?
  5. Gehen wir vom wahrscheinlichen Fall einer Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt aus – und vom aus Ihrer Sicht vermutlich unwahrscheinlichen Fall, dass Sie es nicht in die Stichwahl schaffen: Wen Ihrer Mitbewerber würden Sie im Falle einer Stichwahl wählen?
Gerburg Hesse-Hanbuch, FDP
  1. Die Menschen sind durch die Krisen der letzten Jahre verunsichert und ängstlich. Als Liberale stehe ich für ein optimistisches, mutiges und der Zukunft zugewandtes Menschen- und Gesellschaftsbild. Wir brauchen keine Untergangsszenarien, ich setze auf den Mut der Menschen, ihren Verantwortungssinn und ihre Tatkraft. Wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen: In einer solidarischen Stadtgemeinschaft kann jede und jeder einzelne dazu beitragen, die Gesellschaft, die Politik ebenfalls.
    Besonders wichtig ist es, die Menschen in der Mitte der Gesellschaft zu halten, sie nicht an die extremen rechten oder linken Ränder zu verlieren. Darum ist es so wichtig, dass es ein breites Parteienspektrum gibt, in dem demokratische Werte hochgehalten werden und Themen gemeinsam, aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln angegangen werden. Die OB-Wahl in Darmstadt mit zwölf Kandidaten zeigt, wie groß die Bereitschaft in Darmstadt ist, sich zu engagieren. Als Oberbürgermeisterin Darmstadts bin ich eine Darmstädterin unter vielen und überzeugt, dass es gemeinsam besser geht als allein. Ich möchte ins Gespräch kommen, verbinden und nicht spalten und dafür sorgen, dass jede Darmstädterin und jeder Darmstädter sicher und gerne in Darmstadt lebt.
    Konkret: Wenn Menschen in Darmstadt in Not sind, benötigen sie unbürokratische Hilfe. Wichtig ist die Erreichbarkeit der städtischen Unterstützungsangebote. Anlaufstellen der Stadt müssen mit ausreichendem und qualifiziertem Personal ausgestattet sein. Zustände wie zuletzt bei der Abteilung Ausländer- und Staatsangehöhrigkeitswesen sollen sich nicht wiederholen.
  2. Wir sollten die Emotionalität aus der Diskussion herausnehmen! Was ist passiert? Die Grünen haben den Fokus sehr auf Radfahrer und den Ausbau der Radwege gelegt. Viele Autofahrer fühlen sich in Darmstadt gegängelt und nicht erwünscht. Viele Radfahrer sind mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden, weil es immer noch Stückwerk ist.
    Jeder weiß, wir sind eine Pendlerstadt. Jeden Tag pendeln über 31.000 Darmstädter aus der Stadt heraus zum Arbeiten im Umland und rund 75.000 Nicht-Darmstädter hinein, um hier zu arbeiten. Besonders enge Pendlerverflechtungen gibt es mit Weiterstadt, Pfungstadt, Mühltal, Reinheim, Roßdorf, Seeheim-Jugenheim, Ober-Ramstadt, Bensheim, Riedstadt.
    Wir brauchen auch die Konsumenten aus dem Umland, die bei uns einkaufen. Es gibt genügend Alternativen im Rhein-Main Gebiet, wo sich Autofahrer womöglich wohler fühlen: Mannheim, Bensheim, Frankfurt. Ich fordere einen Verkehrsentwicklungsplan, der die Region mitdenkt und setze mich für einen viel intensiveren und zielführenderen Dialog zwischen Stadt und Umland ein.
  3. Darmstadt ist vielleicht keine Kulturmetropole, hat aber durch seine interessante Geschichte und den Status als Weltkulturerbe einiges zu bieten. Außerdem sind andere Weltkulturerbestätten nicht weit entfernt von Darmstadt, das ließe sich für den Ausbau des Tourismus sicher nutzen. Auch hier möchte ich wieder regional denken.
    Mir fallen auch viele kleine Projekte ein, die dringend angegangen werden müssten, wie z.B. der Jobstbrunnen am Bahnhof. Als großes Projekt denke ich u.a. an eine intensivere Verbindung und Interaktion zwischen Weltkulturerbe, Landesmuseum, Schlossmuseum und Innenstadt.
    Oder ein Mathematikum mitten in der Innenstadt, ein Raum, in dem Kinder und Erwachsene Wissenschaft in der Wissenschaftsstadt Darmstadt erleben können. Und zwar mitten in der Stadt, wo mehr und mehr Leerstand um sich greift und womöglich demnächst noch eines der Kaufhausgebäude leer steht. Wir brauchen Magneten für die Innenstadt! Noch ist es nicht zu spät!
  4. Die Lilien sind ein fester kultureller Bestandteil der Stadt mit einer engen Bindung zu den Menschen der Stadt und über Darmstadt hinaus.
    Ich wünsche den Lilien bei einer Aufstiegsfeier, dass sie unabhängig von erster oder zweiter Liga weiter ihren leidenschaftlichen Fußball spielen, für den sie bundesweit bekannt sind und der die Lilien-Fans so sehr begeistert. Fans und Mannschaft haben in Darmstadt – zumal im neuen Stadion – eine ganz besonders enge Beziehung.
    Bleibt so geradlinig auf Eurem Kurs!
  5. Ich möchte natürlich ein für mich gutes Ergebnis einfahren und hätte nichts gegen eine Stichwahl. Falls ich nicht in die Stichwahl komme, gönne ich das von Herzen Kerstin Lau. Und die würde ich auch wählen. Sie setzt sich seit Jahren kommunalpolitisch für Darmstadt ein und wäre sicher eine besonnene und sympathische Oberbürgermeisterin.

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