24.3. bis 25.6.23 | Urknall der Kunst – Moderne trifft Vorzeit

Wo liegt der Ursprung der Kunst? Dieser Frage ging der deutsche Ethnologe Leo Frobenius zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach. Über zwei Dutzend Expeditionen führten ihn und seine Forschungsteams zu den Höhlenmalereien Europas, Afrikas und Asiens. Der wohl bekannteste Mitreisende war der ungarische Forscher Lászlo Almásy. Seine Entdeckung der »Höhle der Schwimmer« erfuhr 1996 durch die Verfilmung »Der Englische Patient« nachträglich ungeahnte Berühmtheit.

Joan Miró, Les Agulles del Pastor, 1973, © Successió Miró/VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Sammlung Museum für Druckgrafik, Rankweil, Foto: Sasa Fuis / VAN HAM Kunstauktionen GmbH & Co. KG

Auch Künstlerinnen und Künstler gehörten zu den Expeditionsteams. Sie fertigten über 8.000 gemalte Nachschöpfungen dieser sensationellen Bilderwelten an, die 20.000 Jahre in die Vergangenheit führen. Noch heute befinden sie sich im Besitz des FrobeniusInstituts in Frankfurt am Main. Für die Künstler der Moderne war die Entdeckung der Höhlenmalereien ein Schlüsselerlebnis. Viele ließen sich von diesen Uranfängen der Kunst inspirieren. Sie übernahmen abstrahierende Darstellungsformen und stilistische Mittel der Felsbilder und waren überzeugt, dem anthropologischen Kern der Kunst auf diese Weise näher zu kommen. Alfred H. Barr, Gründungsdirektor des Museum of Modern Art in New York, erkannte diese Verbindung zwischen Moderne und Vorzeit und stellte die Sammlung
Frobenius 1937 erstmals zusammen mit Werken der zeitgenössischen Kunst aus.

Die Ausstellung »Urknall der Kunst« entsteht in Kooperation mit dem FrobeniusInstitut, Frankfurt und geht dieser künstlerischen Auseinandersetzung erneut nach. Rund 80 Leihgaben lassen die Felsbilder in einen Dialog mit Werken der Moderne treten und schlagen den Bogen u.a. zur Kunst von Joseph Beuys, der sich selbst als »wiedergeborener Höhlenzeichner« bezeichnete, und von dem das Landesmuseum Darmstadt mit dem »Block Beuys« den größten Werkkomplex besitzt. Des Weiteren werden Werke von Joan Miró, Paul Klee, Pablo Picasso, Hans Arp, Willi Baumeister und André Masson zu den atmosphärischen Höhlenmalereien in Beziehung gesetzt, darunter Malereien aus dem spanischen Altamira und aus der berühmten »Höhle der Schwimmer« im südwestlichen Ägypten.

Elissabeth Pauli, Wadi Sora, Gilf Kebir, Ägypten, 1933, © Frobenius-Institut, Frankfurt am Main

Die Ausstellung führt uns in eine archaische Bildwelt, die vielen aus dem HollywoodFilm »Der Englische Patient« bekannt sein wird. Die »Höhle der Schwimmer« wird hier zum magischen Ort einer großen, tragischen Liebe zwischen dem oben erwähnten ungarischen Forscher Ladislaus (Lászlo) Almásy und der Britin Katharine Clifton, die für die Royal Geographical Society Almásys Expedition zum Gilf-el-Kebir-Plateau begleitet.

Von der realen Frobenius-Expedition aus dem Jahr 1933 werden in der Ausstellung originale Farben und Malutensilien zu sehen sein, die vor wenigen Jahren bei nachträglichen Ausgrabungen vor Ort gefunden wurden.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen, Talks und partizipativen Aktionen ergänzt die herausragenden Bilder, die in einer großen historischen Spannweite die Essenz der Kunst damals und in der Moderne belegen.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt | Tickets 12 Euro, ermäßigt 8 Euro | unter 18 Jahren Eintritt frei | www.hlmd.de